"Flames to Dust", ein undramatischer Abend über das Ende, den Tod und die Trauer.

Foto: Dorothea Tuch

In der Pandemie haben einige gesellschaftspolitische Bewegungen neuen Aufwind erhalten, unter ihnen auch das Death Positivity Movement. Das ist nicht zynisch gemeint. Die seit den 1970er-Jahren und den ersten Hospizeinrichtungen bestehende Denkrichtung fördert schlichtweg den offenen Umgang mit dem Thema Tod. Das Berliner/Basler Performancekollektiv Henrike Iglesias ließ sich davon zu seinem Abend Flames to Dust inspirieren, der nun zu sechs Terminen im Brut Wien zu sehen ist.

brut Wien

Henrike Iglesias hat soeben das zehnjährige Gründungsjubiläum gefeiert. Seither gastiert das aus Absolventinnen der Universität Hildesheim hervorgegangene Kollektiv an vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum, im Brut Wien waren sie zuletzt 2021 mit der Leistungsshow Under Pressure zu sehen.Die Stücke verhandeln Themen wie Sexarbeit und Kapitalismus, Altern und Wut oder Chaos und Lernen. Dass man dafür jeweils erquickliche Titel findet – etwa Erotische Außenreinigung Ihres Pkws ohne Trocknung oder Wir haben heute leider ein Foto für dich – gehört zum Charakter der Gruppe.

Bist du gut im Weinen?

Flames to Dust in ein interaktiver Abend mit Smartphone. Wer keines hat, bekommt eines vor Ort zur Verfügung gestellt. Über das Handy meldet sich eine KI-Stimme zu Wort und stellt zu Ende, Tod und Trauer persönliche Fragen. Bist du gut im Weinen? Sollte aktive Sterbehilfe wirklich legal sein? Jeder und jede im Publikum antwortet individuell, dabei ist Anonymität garantiert. Auf der Bühne wird in dieser unaufgeregten, introvertierten und keineswegs runterzieherischen Performance unterdessen gestorben. Die Vorstellungen von der eigenen Beerdigung im Heimatkaff auf dem Land mit schrecklichen Ansprachen sind wahrscheinlich sogar lustig. (Margarete Affenzeller, 9.2.2023)