Welche Auswirkungen eine Ananas auf das Klima hat, hängt davon ab, ob sie per Schiff oder Flugzeug kommt.

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Das Flugzeug ist so gut wie immer das klimaschädlichste Transportmittel. Das gilt nicht nur für Menschen – sondern auch für Lebensmittel. Eine typische Ananas mit einem Gewicht von einem Kilogramm verursacht etwa 15 Kilogramm klimaschädliche CO2-Emissionen, rechnete das deutsche Institut für Energie- und Umweltforschung 2020 vor. Per Schiff transportierte Ananasse kommen hingegen nur auf 0,6 Kilo CO2, also rund 25-mal weniger.

Dennoch kommen Obst und Gemüse vor allem im Winter auch mit dem Flugzeug nach Europa. Für Konsumentinnen ist dabei selten nachvollziehbar, ob es sich um Flugobst handelt. Am Herkunftsland alleine lässt sich das Transportmittel nicht ablesen, denn viele Früchte – wie eben die Ananas – werden auch mit dem Schiff aus Übersee transportiert.

Bei Spar kommt fast alles mit Schiff

In der Schweiz verkündete der Diskonter Aldi Anfang Jänner, von nun an auf Flugobst zu verzichten und so 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen. Doch wie ist die Situation in Österreich?

Spar habe schon seit längerem begonnen, auf Flugobst "nach Möglichkeit" zu verzichten, wie das Unternehmen auf STANDARD-Nachfrage mitteilt. Derzeit sei etwa nichts, was in den Spar-Regalen liegt, eingeflogen. Selbst Beeren und Spargel würden aus Südamerika mit dem Schiff transportiert. Importiert werden diese ohnehin nur in einer Übergangssaison, wenn es in Europa keine entsprechende Ernte gibt.

Kein Flugobst bei Lidl

Auch die Rewe-Gruppe verzichtet laut eigenen Angaben nach Möglichkeit auf eingeflogenes Obst und Gemüse. Weder bei Billa noch bei Penny sei Flugware im regulären Sortiment, nur bei Billa Plus sei ein eingeschränktes "Gourmetsortiment" aus eingeflogenen exotischen Früchten erhältlich. Transportiert werde dieses aber mittels regulärer Linienflüge, nicht mit Sonderflügen, versichert die Pressestelle. Konzernweit liege der Anteil der Flugware am Gesamtumsatz zudem bei unter einem Prozent.

Hofer gibt an, "vereinzelt" auch Obst und Gemüse per Luftfracht zu beziehen, ohne diese Angabe weiter zu spezifizieren. Mitbewerber Lidl gibt an, bereits seit 2020 kein Obst und Gemüse mehr zu verkaufen, das mit dem Flugzeug importiert wurde.

Bei der Tiroler Supermarktkette Mpreis, die vor allem im Westen Österreichs aktiv ist, ist nur ein einziger Artikel im Standardsortiment eingeflogen: Mangos aus Brasilien. Diese würden reif geerntet und seien qualitativ um vieles besser als die nachgereifte Schiffsware, heißt es von Mpreis. Als die Kette in der Vergangenheit kurzzeitig auf Schiffsmangos umstellte, sei die Kundschaft enttäuscht gewesen.

Lokal nicht immer besser

Global macht Luftfracht mit 0,16 Prozent nur einen verschwindend geringen Teil der Lebensmitteltransporte aus, während der Transport per Schiff mit 59 Prozent für den Löwenanteil der globalen "Food Miles" verantwortlich ist. Die Schifffahrt ist mit 0,01 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Tonnenkilometer besonders effizient. Die Luftfracht kommt auf 1,13 Kilogramm CO2 pro Tonnenkilometer. Wie weit ein Lebensmittel reist, sagt deshalb nicht immer etwas darüber aus, wie nachhaltig es ist.

Bananen kommen von weit her – werden aber fast ausschließlich per Schiff transportiert.
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Denn neben dem Transportmittel kommt es auch auf die Art des Anbaus an: Wenn etwa für heimische Wintertomaten Gewächshäuser beheizt werden müssen, schlägt sich das schnell in der Treibhausgasbilanz nieder: 1,4 Kilogramm CO2 verursachen Gewächshaustomaten aus konventionellem Anbau in Österreich. Die zwar weit gereisten, aber im warmen Südspanien gereiften Tomaten schneiden mit 680 Gramm weitaus besser ab. Am nachhaltigsten – und wahrscheinlich auch schmackhaftesten – sind die Tomaten, die lokal und saisonal geerntet werden. Diese schlagen mit 180 Gramm CO2 pro Kilogramm zu Buche, wie eine Studie der Wiener Universität für Bodenkultur berechnete. (pp, 14.2.2023)