Die türkis-grüne Regierung hat gelobt, ihre Politik während der Corona-Zeit aufzuarbeiten. Da drängt sich gleich einmal ein Thema auf: Sagenhafte 4,8 Milliarden Euro hat laut Recherche der ORF-"ZiB 2" Österreich für Covid-Tests ausgegeben. Doch wer drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie Bilanz zieht, dem drängt sich ein bitterer Schluss auf: Es gibt starke Indizien dafür, dass viel von dem Geld hinausgeschmissen war.

Die Regierung hat auf eine großangelegte Teststrategie gesetzt. Zu Recht?
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Testweltmeister zu sein ist ein Titel ohne Wert. Stolz dürfte die Republik darauf nur dann sein, wenn das Volk gesünder durch die Pandemie gekommen wäre. Doch an den Todesraten lässt sich das nicht ablesen: Da liegt Österreich schlechter als andere Staaten Westeuropas, die deutlich weniger getestet haben. Auch die Entwicklung des Vorreiters Wien, das so stolz auf das ausgeklügelte Alles-gurgelt-System war, legt mit Blick auf die anderen Bundesländer nicht wirklich einen Vorteil nahe.

Allerdings sind Vergleiche einer Großstadt mit Landgebieten heikel, das Gleiche gilt für unterschiedliche Nationen, in denen Voraussetzungen, Gesundheitssysteme und Mentalitäten differieren. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass Österreich auf anderen Feldern der Pandemiebekämpfung so versagt hat, sodass die Bilanz ohne das massenhafte Testen noch viel trister ausgefallen wäre. Für ein abschließendes Urteil bedarf es deshalb eines tiefer greifenden Blickes. Genau den soll die Evaluierung liefern.

Eines ist der Regierung aber jedenfalls vorzuwerfen: Die Überprüfung von Sinn und Unsinn des Testens hätte viel eher, bereits während der Pandemie, stattfinden müssen. Wie etwa im STANDARD nachzulesen, gab es schon früh begründete Hinweise von Expertenseite, dass die Theorie – das Herausfischen von Infektionsträgern aus der Masse – in der Praxis scheitern könnte. Tests lieferten nur eine Momentaufnahme mit sehr kurzer Gültigkeitsdauer, so der Einwand der Kritiker: Ein negatives Zertifikat wiege die Menschen in falscher Sicherheit, die zur Schlamperei bei den Grundregeln, wie etwa dem Abstandhalten, verleite.

Doch die nötige Reflexion fand offenbar nicht statt. War das Mantra "Testen, Testen, Testen" einmal ausgerufen, kauten es die verantwortlichen Politiker bis zum Abflauen der Pandemie wieder – koste es, was es wolle. (Gerald John, 16.2.2023)