Konnte nicht an der Bafta-Verleihung teilnehmen: Investigativjournalist Christo Grozev.

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London – Der bulgarischen Russland-Experte und Investigativjournalist Christo Grozev durfte am vergangenen Sonntag nicht an der Verleihung der Bafta Film Awards in London teilnehmen, da er und seine Familie laut eigenen Angaben als "Sicherheitsrisiko" eingestuft wurden. Grozev wirkte in einem Dokumentarfilm des kanadischen Filmemachers Daniel Roher über die Vergiftung des russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny mit. Der Film war mit einem Bafta nominiert worden, den er am Sonntag dann auch tatsächlich gewannt. Grozev zeigte sich indessen überrascht, dass er und seine Familie aus Sicherheitsgründen von der Veranstaltung verbannt wurden. "Momente wie diese zeigen die wachsende Gefahr für unabhängige Journalisten auf der ganzen Welt", ließ Grozev auf Twitter wissen.

Die britische Polizei erklärte, dass "die Tatsache, dass manche Journalisten während ihres Aufenthalts im Vereinigten Königreich den feindlichen Absichten ausländischer Staaten ausgesetzt sind, eine Realität ist, die uns Sorgen bereitet". Die Beamten lehnten es ab, die Sicherheit eines Menschen oder Ratschläge, die ihm gegeben wurden, zu kommentieren. Sie könnten Einzelpersonen die Teilnahme an privaten Veranstaltungen nicht verbieten, hätten die Organisatoren des wichtigsten britischen Filmpreises aber beraten.

Die Bafta-Organisatoren betonten, die Sicherheit ihrer Gäste und Mitarbeiter habe Priorität. Es würden jedes Jahr "robuste und angemessene Sicherheitsvorkehrungen" getroffen.

Für Investigativ-Plattform Bellingcat recherchiert

In der nominierten Doku über den Kreml-Kritiker Nawalny kommt Grozev vor, er recherchiert für die Investigativ-Plattform Bellingcat über Russland. Die Seite untersuchte unter anderem den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine und den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal. Russland hatte die Plattform Bellingcat kürzlich als "Bedrohung" bezeichnet und als "unerwünscht" eingestuft. Im vergangenen September bezeichnete Grozev Bellingcat gegenüber der Nachrichtenagentur AFP als "schlimmsten Albtraum des Kremls".

Nawalny ist der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er verbüßt in Russland eine neunjährige Haftstrafe wegen Betruges. Die Vorwürfe hat er stets zurückgewiesen. Erst vor Kurzem war bekannt geworden, dass Grozev seine Wahlheimat Österreich verlassen wollte, weil er selbst zum Ziel des Kremls geworden ist. (red, APA, AFP, 20.2.2023)