Wer macht den besten Krapfen?
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Marille muss es sein, da ist sich die Redaktion des STANDARD einig. Das war es dann aber auch schon mit dem Konsens über Germteig, Marmelade und Zucker. Verkostet wurden die Exemplare von sechs Herstellern – von der Kette bis zur k. u. k. Hofzuckerbäckerei.

Um vor dem Faschingsdienstag die Frage zu klären: Wer macht den besten Krapfen?

Platz 1: Der Krapfen von Oberlaa.
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Platz 1: Fasching wie früher bei Oberlaa

Das Faschingsgebäck, das die Kurkonditorei Oberlaa in ihren Backstuben zaubert, schafft etwas ganz Besonderes: Bereits der erste Bissen aktiviert beim KrapfenTestkomitee unweigerlich kulinarische Prägungen aus der Kindheit. "Der schmeckt wie in der Schule. Geil!", frohlockt ein Kollege. Was so viel nostalgische Gefühle heraufbeschwören kann, verdient Platz eins!

Der geschmacklich einprägsamste Teil des Oberlaa-Krapfens um 2,30 Euro ist die Marmelade: erfrischend sauer, ein wenig künstlich – und gerade deswegen irgendwie ansprechend. Unspektakulärer ist die Hülle der Fülle: nicht übertrieben saftig, ohne dominante Geschmacksnote – ein klassischer Krapfenteig ohne Chichi eben. Oder, wie es eine Kollegin zusammenfasst: "Unauffällig dekadent."

Kurkonditorei Oberlaa: Elf Filialen in Wien

Platz 2: Bio-Krapfen von Joseph.
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Platz 2: Fest und buttrig von Joseph

"Mhhh, mhh, mh ... ja!" Nach kurzem Kauen ist für die Kollegin klar: Der Butterkrapfen von Joseph Brot überzeugt. Das liegt vor allem am großartigen Teig, der den Gaumen mit angenehmer Festigkeit und feiner, buttriger Note erfreut. Letztere erhält der Krapfen beim Ausbacken: Gegart wird die rohe Germkugel in Butter. "Das ist eine Konsistenz, die sonst nur meine Oma hinbringt!", lobt eine weitere Redakteurin.

Die nicht ganz so grell orangefarbene, sondern anfänglich irritierend bräunliche Füllung stellt sich letztlich als Pluspunkt heraus. Sie ist fruchtig und zurückhaltend süß – wie es sich für eine Wachauer Marillenmarmelade eben gehört. Obendrein hat sie Bioqualität, wie die übrigen Bestandteile der Joseph-Krapfen auch. Kostenpunkt: 3,20 Euro für den Runner-up.

Joseph Brot: Sechs Filialen in Wien

Platz 3: Klassisch von Ströck.
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Platz 3: Günstig und gut gefüllt von Ströck

Besonders großzügige Marmelade-Portionen im Faschingskrapfen verspricht die Bäckereikette Ströck. Und sie hält sich auch daran: Das 90 Gramm schwere Gebäck ist üppig mit eingekochten Marillen aus dem burgenländischen Kittsee gefüllt. Der Teig ist saftig und flaumig zugleich. Winziges Minus: Im direkten Vergleich mit den anderen Testobjekten macht sich eine kaum merkliche Note nach leicht abgestandenem Speiseöl bemerkbar. Wer nur Ströck-Krapfen vor sich hat, wird diesen Geschmack allerdings nicht ausmachen – wie zumindest die Erfahrungen in der Redaktion zeigen. Pluspunkt: der ausreichende, aber nicht zu viele Zucker obendrauf.

Unschlagbar ist der Preis: Mit nur 1,50 Euro pro Stück ist der Ströck-Krapfen auf Platz drei der günstigste.

Ströck: Mehr als 70 Filialen in und um Wien

Platz 4: Bio-Krapfen von Öfferl.
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Platz 4: Streitbarer Zucker beim Öfferl

"Wie diese Brezel, die man im Prater bekommt", beschreibt es eine Kollegin und hat damit nicht ganz unrecht. Skeptisch sind die Testenden jedenfalls allemal. Der Zucker ist die große Streitfrage bei dem Gebäck vom Öfferl in der Wollzeile. Von der überwiegenden Mehrheit wird er als negativ abgestempelt. Denn als einziger Krapfen in der Wertung gibt es statt Staub- nur Kristallzucker. Und diese Bobo-Interpretation eines Faschingskrapfens gefällt nur einer am Tisch.

Der Teig ist schmalzig, das kann man mögen, tun aber viele auch nicht. Die Marmelade kommt fast ein wenig bitter daher, das macht der kristallene Zucker auch nicht wett. Dafür ist durchaus eine Menge Marille eingespritzt. Der Biokrapfen um 3,40 Euro ist jedenfalls der streitbarste unter den getesteten.

Öfferl: Fünf Filialen in Wien, zwei Märkte am Wochenende

Platz 5: Vanillekrapfen von Demel.

Platz 5: Vanille statt Marille von Demel

Marille und Vanille klingt ähnlich. Besonders wenn die Touristenmassen zur Kaiserschmarren-Station neben der Krapfentheke drängen. Den Krapfen der k. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel muss man wollen, denn für ihn heißt es einmal: warten. Vor dem Kaffeehaus auf dem Kohlmarkt bildet sich die erste Schlange schon vor der Öffnung. Es ist mit 3,70 Euro der teuerste Marillenkrapfen im Test; allerdings auch einer, der sich später als Variante mit Vanillefüllung herausstellt.

Fluffig ist der Teig, dezent am Gaumen könnte man es positiv formulieren – oder auch: ein bisserl geschmacklos. Die Vanille-Füllung schmeckt dafür umso stärker und erinnert an selbstgemachten Eierlikör. Trotzdem kann Vanille einfach nicht mit Marille mithalten. Daher nur der vorletzte Platz.

K. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel: 1., Kohlmarkt 14

Platz 6: Krapfen von Aida.
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Platz 6: Inhaltsleerer Germteig von Aida

Hier waren sich die Testerinnen und Verkoster schnell einig: Was vom einen zu viel ist, ist vom anderen zu wenig. Es geht um: Zucker und Marmelade. Diesmal war es tatsächlich Marille, aber weil es so wahnsinnig wenig von der eingekochten Frucht in den relativ großen Germball geschafft hat, hätte es auch gleich Vanille sein können. Doch was an Fülle fehlt, wird gleich doppelt mit Staubzucker wiedergutgemacht. Also am besten nicht atmen während des Verzehrs. Sonst ist man schnell selbst zuckersüß.

Der Krapfen für 1,75 Euro ist auf der kostengünstigeren Seite. Aber die fehlende Marmelade lässt den Krapfen ein wenig trocken daherkommen. Und erinnert eher an eine Buchtel, als dass Faschingsfeeling aufkommen kann. Am unteren Ende der Punkteskala.

Aida: 28 Filialen in Wien (Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer, 21.2.2023)