Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher zog am Dienstag Bilanz der Saison 2021/22.

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Wien – "Zurück in die Normalität!" Diese Botschaft war Christian Kircher, dem Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, am Dienstag bei der Präsentation der Bilanzzahlen für die Saison 2021/22 so wichtig, dass er sie gleich mehrfach wiederholte. Das war auch wichtig, denn die Zahlen für das Geschäftsjahr 2021/22 geben diesen Befund noch nicht wirklich her. Dort liegen die ausgewiesenen Auslastungszahlen durchwegs unter jenen von der durch Lockdowns schwer getroffenen Vorsaison.

Die Frohbotschaft bezog sich daher mehr auf aktuelle Zahlen der laufenden Saison: "Alle Indikationen im laufenden Geschäftsjahr weisen nach oben. Die Besucherkrise gibt es nicht!" Die bis Montag gezählten 618.000 Besucherinnen und Besucher von Staatsoper, Volksoper und den Spielstätten des Burgtheaters erlauben die Prognose, dass man bis Saisonende 1,2 Millionen Gäste begrüßt haben wird und damit nur noch wenig unter den 1,35 Millionen Besuchern der Prä-Pandemie-Spielzeit 2018/19 liegt. "Wir knüpfen an die erfolgreichen Zeiten von vor Corona an, erreichen das Niveau wahrscheinlich noch nicht ganz – aber weit davon entfernt sind wir nicht", versicherte Kircher.

Burg-Auslastung unter Vor-Corona-Zahlen

Während die Staatsoper derzeit bei einer Saisonauslastung von 97,7 Prozent hält und die Volksoper bei 75,4, liegt das Burgtheater derzeit bei 63,8 und damit weit unter den Vor-Corona-Zahlen. "Zufrieden kann man damit nicht sein – aber ich glaube nicht, dass das ein spezifisches Burgtheater-Problem ist", meinte der Holding-Chef und berief sich dabei auf Informationen, wonach auch andere österreichische und deutsche Sprechtheater derzeit deutlich größere Probleme als die Musiktheater hätten, das Publikum zurückzugewinnen. Man sei gespannt auf eine Studie über das Kulturverhalten der österreichischen Bevölkerung, die im März veröffentlicht werden soll.

Der Eigendeckungsgrad lag 2021/22 bei 30 Prozent in der Staatsoper, bei 20 Prozent im Burgtheater und bei 14 Prozent in der Volksoper – und damit jeweils deutlich über dem Vorjahr, aber ebenso deutlich unter der letzten Vor-Corona-Saison. Die Bühnengesellschaften verzeichneten 2021/22 durchwegs negative Jahresergebnisse (1,1 Millionen im Burgtheater, 2,3 Millionen in der Staatsoper, 940.000 in der Volksoper), "das konnte auch die erhöhte Basisabgeltung nicht wettmachen", sagte Ruth Schuster, stellvertretende Holding-Geschäftsführerin, und verwies auf die um rund ein Drittel geringeren Kartenerlöse. Die um 13 auf 187 Millionen Euro erhöhte Basisabgeltung der Bundestheater kam – "sehr zur Unfreude des Burgtheaters" – fast ausschließlich den beiden Opernhäusern zugute und ist derzeit für 2023 und 2024 gesichert.

Rücklagen können "schnell dahinschmelzen"

Noch gibt es Rücklagen, nämlich 20,9 Millionen Euro im Burgtheater, 16,6 Millionen in der Staatsoper, 14,2 Millionen in der Volksoper (was zwischen 13 und 31 Prozent der jeweiligen Jahresbudgets liegt). "Wir sind im Großen und Ganzen noch sehr gut aufgestellt mit den Rücklagen, die können aber auch sehr schnell dahinschmelzen", sagte Schuster. "Innerhalb von zwei Jahren sind die Reserven weg", warnte Kircher und verwies auf das einzige traurige Smiley in der grafischen Darstellung des Ausblicks auf die kommenden drei Geschäftsjahre: "Der Ausblick auf das dritte Jahr ist nicht erfreulich, auch wenn wir jetzt Reserven haben." Im laufenden Geschäftsjahr werde man die Budgets jedoch voraussichtlich erfüllen: "Wir werden aus der heurigen Saison keinen Rucksack mitnehmen."

5,1 Millionen Euro wurden im vergangenen Geschäftsjahr für Sanierungen und Instandhaltungen investiert. Der Gesamtenergieverbrauch konnte von 2014 bis 2021 zwar um 22 Prozent reduziert werden, im Geschäftsjahr 2021/22 mussten aufgrund der gestiegenen Preise jedoch 860.000 Euro mehr für Energie aufgewendet werden, 47 Prozent mehr als im Vorjahr. Man sei dabei, die in der Causa Teichtmeister vom Ministerium erhaltenen Arbeitspakete (die etwa Dokumentations- und Informationspflichten, Schulungen oder den Compliance-Kodex betreffen) umzusetzen. Die kaufmännische Geschäftsführung des Burgtheaters, die es ab Jänner 2024 zu besetzen gilt, wird im Frühjahr ausgeschrieben. So weit sei alles im Plan, fasste Kircher abschließend zusammen: "Es geht aufwärts. Es geht gut!" (APA, 21.2.2023)