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Wien – Der Personalmangel hat Österreichs Schulen fest im Griff, und das dürfte auch noch länger so bleiben: Bis 2030 brechen geschätzt 30 Prozent der Lehrkräfte durch ihren Pensionsantritt weg. Der Lehrkräftebedarf sei daher eine der größten Herausforderungen für das Bildungssystem, sagt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Optimistisch stimmen ihn jedoch die Zahlen, die er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz präsentierte: In nur vier Monaten hätten sich 1.000 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger als Lehrkräfte beworben. "Diese Zahl übersteigt all unsere Erwartungen", sagte Polaschek.

Quereinstiegsoffensive

Der Quereinstieg an Schulen war das Kernstück der von Polaschek aufgerufenen "größten Lehrkräfteoffensive der Zweiten Republik". Voraussetzung für eine Aufnahme ins neue Quereinsteigermodell sind ein passendes Studium, drei Jahre Berufserfahrung und dass man nach erfolgreicher Zertifizierung eine Stelle an einer Schule erhält. Außerdem muss parallel zum Unterrichten innerhalb von fünf Jahren ein Quereinsteigerstudium an einer PH absolviert werden, dort werden bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Kompetenzen vermittelt.

Rund 1.000 Personen haben sich in den vergangenen vier Monaten für das neue Quereinsteigermodell beworben, bei dem man gleich im normalen Lehrergehaltsschema und nicht mit einem in der Regel schlechter bezahlten Sondervertrag angestellt wird. Dabei gab es etwa gleich viele Bewerbungen von Frauen und Männern sowie in allen Regionen, das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren.

Welche Bewerberinnen und Bewerber für das Modell infrage kommen, entscheidet eine eigene Zertifizierungskommission. Bisher haben laut Polaschek fast 300 Personen ihre Zertifizierung erhalten und könnten sich damit an Schulen bewerben.

Junge Menschen ansprechen

Um den erhöhten Lehrerbedarf jedoch langfristig und nachhaltig decken zu können, müssten mehr junge Menschen für das Lehramtsstudium motiviert werden, betonte Polaschek bei der Pressekonferenz. Deshalb soll im zweiten Teil der Kampagne "Klasse Job" die Attraktivität des Lehrberufs vor allem für Junge auf unterschiedliche Art hervorgehoben werden: Per Brief werden Maturanten ermutigt, sich für den Lehrerjob zu entscheiden. Neben Werbung im Internet soll über Schulen und die für die Lehrerausbildung mitverantwortlichen Pädagogischen Hochschulen Werbematerial verteilt werden. Mit der Kampagne gestartet wird dabei rechtzeitig vor dem Start der Aufnahme- und Eignungsverfahren für die Lehramtsstudien mit 1. März.

Um auch schon davor mehr Schüler für das Unterrichten zu gewinnen, arbeitet "Klasse Job" unter anderem mit dem Netzwerk der Schüler- und Bildungsberatung zusammen und tritt bei den großen regionalen Berufsbildungsmessen auf. Außerdem sollen die PHs ein Konzept für Schnuppertage für Schüler erarbeiten, die Umsetzung soll im kommenden Schuljahr starten. (etom, APA, 23.2.2023)