Servus-TV-Experte Erich Tromayer (links) monierte den Zustand des Gemäldes, das Alexander S. (rechts) deshalb für nur 550 Euro verkaufte.

Foto: Screenshot Der Standard

Bei der Sendung Bares für Rares Österreich wurde ein Gemälde von einem Niederösterreicher für nur 550 Euro an einen Servus-TV-Händler verkauft. Kurz darauf wurde es im Dorotheum für 43.520 Euro versteigert. Die Berichterstattung des STANDARD zu diesem Fall sorgte für einigen Trubel, selbst in Deutschland ergötzten sich Medien an der Fehleinschätzung der "Ösis".

Der Fall wirft einige Fragen auf. Etwa, ob da ein ahnungsloser Studiogast von Experten und Händlern ausmanövriert wurde, die Servus TV für dieses Format engagierte. Belegbar ist dieser Vorwurf bislang nicht und für die Involvierten gilt die Unschuldsvermutung. Nun gibt es ein Nachspiel, denn der betroffene Niederösterreicher hat sich zu rechtlichen Schritten entschlossen, wie er auf Anfrage bestätigt.

Die Vorgeschichte: Der Gemeindebedienstete Alexander S. ließ in der Ende Jänner ausgestrahlten Episode ein Gemälde aus Familienbesitz begutachten. Das Bild (Öl auf Leinwand) zeigte "Wilde Kaninchen im Grase", wie durch ein vom Künstler Ferdinand von Rayski (1806–1890) beschriftetes Etikett auf der Rückseite ersichtlich war.

Zweifel an Wert

Bei seiner Online-Bewerbung hatte der 39-jährige Niederösterreicher im Vorfeld zusätzlich zu den Infos zwölf Fotos hochgeladen: Eines zeigte das Gemälde, ein weiteres das Künstlermonogramm, alle anderen Details des Rahmens sowie die Rückseite. Die Experten bekommen so die Möglichkeit, sich auf ihre "Patienten" vorzubereiten.

Was Erich Tromayer schließlich zu sagen hatte, war einem Wettbewerb unter den Servus-TV-Händlern und einem damit verbundenen lukrativen Verkauf nicht sonderlich zuträglich. Der ehemalige allgemein gerichtlich beeidete Sachverständige monierte den "sehr, sehr schlechten Zustand des Bildes" und eine "unsachgemäße" Restaurierung – ob sich eine neuerliche lohne, zog er aufgrund der zu erwartenden "hohen Kosten" in Zweifel.

500, höchstens 600 Euro lautete deshalb Tromayers Bewertung, an der sich das verhalten agierende Team der Servus-TV-Händler orientierte. Der oberösterreichische Antiquitätenhändler Markus Kral blätterte schließlich 550 Euro hin. Die Sendung war bereits im Juli 2022 aufgezeichnet worden, keine drei Wochen später wurde das Gemälde im Dorotheum eingebracht. Geschätzt auf 3.000 bis 4.000 Euro wurde es im Dezember – noch vor der Ausstrahlung der Episode – bei einer Online-Auktion versteigert.

Anfechtung wegen Irrtums

Die Nachfrage war überraschend groß, vor allem unter Bietern aus Deutschland. Ab 18.000 Euro duellierten sich nur noch zwei Interessenten, der Zuschlag erfolgte schließlich bei 34.000 Euro, inklusive Aufgeld belief sich der Kaufpreis für einen deutschen Sammler schließlich auf 43.520 Euro.

Wer sich über den unerwartet hohen Profit freuen durfte? Dem STANDARD vorliegenden Informationen zufolge war der Servus-TV-Händler Markus Kral selbst der Einbringer. Er bestreitet das im Gespräch mehrmals und vehement. Er habe "das Bild für 2000 Euro an einen Zwischenhändler verkauft".

Den in der Sendung mit dem Antiquitätenhändler vollzogenen Verkauf wird der Familienvater aus Niederösterreich nun wegen Irrtums und ebenso wegen "Verkürzung über die Hälfte" des "wahren Wertes" (Laesio enormis) anfechten.

Nicht nachvollziehbar

Vom STANDARD befragten Fachleuten ist die dem umstrittenen Verkauf zugrunde gelegte Beurteilung des Servus-TV-Experten nicht nachvollziehbar. Weder den Zustand noch die monetäre Einschätzung betreffend. Das Auktionshaus "im Kinsky" beziffert den Verkehrswert des unrestaurierten Bildes mit 6.000 bis 9.000 Euro. Das Bild wies eine alte, jedenfalls professionell durchgeführte Restaurierung sowie alterstypische Risse in der Malschicht auf. Der Zustand war folglich nicht so dramatisch schlecht wie behauptet. Selbst im Zustandsbericht des Dorotheums zum Zeitpunkt der Versteigerung fanden sich darauf keine Hinweise.

Rückblickend liegt auf der Hand: Alexander S. hätte das Bild besser nicht bei Bares für Rares Österreich verkauft. Er tat es im Vertrauen darauf, korrekt beraten zu werden, auch wenn weder Servus TV noch die Produktionsfirma On-Media dafür die Gewähr übernehmen, wie es in deren Geschäftsbedingungen heißt.

Man biete "eine Plattform für den Austausch von privaten Anbietern und renommierten Experten bzw. Händlern", informiert Servus TV in einem Statement. Nach welchen Kriterien die "Experten" ausgewählt werden oder woran man deren "Renommee" bemisst, bleibt unbeantwortet. Der Ablauf der Sendung suggeriert das Zustandekommen eines Rechtsgeschäfts unter "fairen" Bedingungen, die in der Realität nicht überprüfbar sind. (Olga Kronsteiner, 28.2.2023)