Die Frauenquote beim Heer liegt aktuell nur knapp über vier Prozent. Eine neue Initiative des Verteidigungsministeriums soll das ändern.

Foto: Rene Auer / Bundesheer

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) will das Bundesheer weiblicher machen. Ein "freiwilliger Grundwehrdienst" für Frauen soll eine Art Orientierungsphase bieten. Und damit die Quote heben, die aktuell bei nur 4,3 Prozent liegt – grundsätzlich ein sinnvoller Schritt. So können Frauen Karrieremöglichkeiten in der Armee kennenlernen, ohne sich gleich für eine Berufslaufbahn entscheiden zu müssen. Und auch dem Heer selbst würden mehr weibliche Perspektiven guttun. In der männlich geprägten Kultur der Armee haben sie das Potenzial, neue Zugänge und vielfältigere Blickwinkel zu eröffnen.

"Die neue Schnupperoffensive wird nicht ausreichen."

Um das Militär für Frauen tatsächlich attraktiver zu machen, wird die neue Schnupperoffensive aber nicht ausreichen. Dazu braucht es auch einen Kulturwandel in der Truppe – nicht zuletzt einen atmosphärischen. Denn so sehr sich das Heer über die Jahrzehnte entwickelt hat: Noch immer gibt es Vorgesetzte der "alten Schule", die sich mit rauem Umgangston und fragwürdigem Autoritätsverständnis zu profilieren versuchen. In Kasernen herrscht mitunter – teils direkter, teils subtiler – eine sexistische Atmosphäre, die für Frauen wenig einladend ist.

Das zu verändern gelingt vielleicht schneller, wenn das Heer versucht, grundsätzlich neue Zielgruppen zu erschließen. Eine Rekrutierungsoffensive in nicht klassisch militäraffinen Milieus, innerhalb bestimmter Berufsgruppen oder an Universitäten, könnten der nächste Schritt sein. (Martin Tschiderer, 8.3.2022)