Das hochprofitable Russland-Geschäft bringt die RBI unter Druck. RBI-Chef Johann Strobl hat nun den Aufsichtsrat der Moskauer Banktochter verlassen.

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Die Raiffeisenbank International (RBI) hat den Aufsichtsrat ihrer Tochter AO Raiffeisenbank Russland umgebaut. Das Kontrollgremium der Moskauer Tochter wurde bis vor rund drei Wochen von RBI-Vorstandschef Johann Strobl geführt – und er hat sich nun aus dem Gremium zurückgezogen. Auch sein für Markets und Investmentbanking zuständiger RBI-Vorstandskollege Łukasz Januszewski hat sein Mandat niedergelegt.

Ein Sprecher der RBI bestätigte die Änderungen auf Anfrage des STANDARD, der neue Aufsichtsrat sei am 27. Februar bestellt worden. Statt Strobl führt nun Hannes Mösenbacher das Gremium, er ist Risikovorstand der RBI und hatte schon bisher Sitz und Stimme im Moskauer Aufsichtsrat. Neu eingezogen sind der Leiter der RBI-Rechtsabteilung, Robert Kaukal, und der Chef des RBI-Beteiligungsmanagements, Michael Kafesi. Die zwei RBI-Vorstandsmitglieder Andreas Gschwentner und Peter Lennkh bleiben im Kontrollgremium. Letzterer steht, wie berichtet, vor seiner Pensionierung.

Hohe Gewinne

2019 (also noch vor Beginn des Angriffskriegs Russland gegen die Ukraine) soll Strobl gemäß russischem Register 200.000 Euro (vor Steuern und auf Basis des Vorjahresergebnisses) für sein Mandat im damals noch siebenköpfigen Gremium der AO Raiffeisenbank bekommen haben, vier seiner Kollegen je 180.000 und zwei je 114.410 Euro. Ein RBI-Sprecher erklärte, dazu befragt, dass die Bank aggregierte Aufsichtsratsvergütungen jedes Vorstandsmitglieds ausweise, aber keine Aufschlüsselung nach einzelnen Mandaten erfolge.*

Die russischen Aktivitäten der RBI sind seit Kriegsbeginn 2022 bekanntermaßen höchst umstritten, die RBI hat dort toll verdient. Von rund 3,6 Milliarden Euro Konzerngewinn stammen rund zwei Milliarden aus Russland. Das dortige Institut ist weiterhin im internationalen Zahlungssystem Swift, darf also – anders als die sanktionierten russischen Banken – internationale Zahlungen abwickeln.

Volle Konzentration nötig

Der Druck auf die RBI wird aber immer größer. So hat sich die US-Sanktionsbehörde OFAC mit einem Schreiben bei den Bankern vom Wiener Stadtpark gemeldet und viele Fragen zu ihrem russischen Engagement gestellt. Die Antworten stehen noch aus. Die Banker denken bereits seit Kriegsbeginn über ihr weiteres Vorgehen in Russland nach, "alle Optionen" würden geprüft, Rückzug inklusive, heißt es. Fünf der sechs RBI-Vorstandsmitglieder sind inzwischen auch auf der Prä-Sanktionsliste der Ukrainer ("awaited sanctions") gelandet, nur der aus der Ukraine stammende Andrii Stepanenko blieb verschont.

Und hat der Aufsichtsratsumbau in der Moskauer Bank nun mit den Sanktionen zu tun? Wie begründet die RBI den vorzeitigen Rückzug Strobls und jenen von RBI-Vorstandsmitglied Januszewski – der seit September 2020 auch Aufsichtsratsvorsitzender der ukrainischen RBI-Tochter ist? Die Erklärung der Bank: Beide hätten ihr Mandat niedergelegt, "um sich voll auf ihre anderen Funktionen und Mandate zu konzentrieren". (Renate Graber, 14.3.2023)

*Der Artikel wurde um 16.30 Uhr aktualisiert.