Gegen die Gleichschaltung: "youAI" bei Imagetanz.

Foto: Michael Loitzenbauer

Ein einziger Trainingslauf für das KI-Modell GPT-3, das die Grundlage für ChatGPT bildet, verpulvert so viel Energie "wie 126 Häuser in einem Jahr oder ein Auto auf 700.000 Kilometern". So berichtet es das Nachrichtenmagazin "Spiegel" unter Berufung auf Forschungsergebnisse der Uni Kopenhagen. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie viele solcher Trainings braucht die Maschine, bis sie tut, was man von ihr erwartet?

Künstliche Intelligenz ist die Leibspeise der 2014 von Oliver Schürer gegründeten Wiener Forschungsgruppe H.A.U.S. (Humanoids in Architecture and Urban Spaces), bei der auch die Wiener Tänzerin und Choreografin Eva-Maria Kraft mitwirkt. Jetzt stellt die Gruppe beim Festival Imagetanz im Brut-Theater eine Performance vor, in deren Zentrum die Wechselwirkungen von Trainings im Austausch zwischen Körper und KI stehen.

Kritischer Blick

In "youAI" wird allerdings weniger der übliche Hype getanzt, als vielmehr ein kritischer Blick auf die aktuell anschwellende "Gleichschaltungswut zwischen Mensch und Maschine" (H.A.U.S.) geworfen. Denn wer in unserer flexiblen Effizienzgesellschaft überleben will, muss trainieren – und sich körperlich und geistig optimal immer strikter vorgegebenen Normen anpassen. Den künstlichen "Intelligenzen" wiederum werden diese gesellschaftlichen Normen antrainiert und als Bonus auch noch verbreitete Vorurteile, die durch den KI-Hype bekanntlich verstärkt werden.

So weit, so dumm gelaufen. Doch die Performance "youAI" ist alles andere als technologiefeindlich, sie lotet mithilfe der trainingsintensiven Körperkunst Tanz sowie mit Text und Robotik aus, ob es – einmal abgesehen vom Energieaufwand – bei der Weiterentwicklung von KI vielleicht auch anders gehen könnte.

Ex-Google-CEO Eric Schmidt, dem eine gewisse Kompetenz in diesen Fragen nicht abzusprechen ist, hat da allerdings wenig Hoffnung. Er wundert sich über die Naivität im Glauben, KI würde nur positive Anwendungen finden. Und die KI-Ethikerin Sandra Wachter sagt über unseren fahrlässigen Umgang mit Chatbots: "Man vertraut einem Mittelsmann, der komplett verrückt ist." (Helmut Ploebst, 16.3.2023)