Hohe Preise für Absicherungen gegen Zahlungsausfälle stimmen Deutsche-Bank-Aktionäre missmutig.

Foto: Reuters / Toby Melville

Brüssel – Nach dem Bankenbeben in den USA und der Schweiz bemüht sich die EU um eine Beruhigung der Finanzmärkte. "Das Bankensystem ist stabil in Europa", sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel. Die europäische Bankenaufsicht und das Finanzsystem stünden robust und stabil da und die europäischen Banken hätten eine widerstandsfähige Kapitalausstattung. Doch für Aktien europäischer Banken ging es unterdessen erneut deutlich abwärts. Insbesondere die Aktie der Deutschen Bank brach am Freitag um bis zu 15 Prozent ein.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte, die Situation der europäischen Banken sei nicht mit der Krisenbank Credit Suisse vergleichbar. "Das Fundament ist gesund." Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe sagte: "Ich bin sehr zuversichtlich, was die Liquidität und die Widerstandsfähigkeit angeht, die unser Bankensystem aufgebaut hat." Die Regulierungsbehörden sowie nationale und europäische Institutionen hätten eine sehr wichtige Rolle dabei gespielt, die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems zu stärken.

Unruhe bei der Deutschen Bank

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks sackte am Freitag zeitweise um fast 6 Prozent ab, zuletzt betrugen die Verluste noch gut 3,5 Prozent. Er war bereits am Montag infolge der Notfallrettung der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die größere Konkurrentin UBS deutlich abgerutscht, hatte sich seither aber ein gutes Stück erholt. Die Aktien der Deutschen Bank verloren am Freitag zeitweise fast 15 Prozent, dämmten ihre Verluste am Nachmittag aber auf zuletzt gut 7 Prozent ein. Die Raiffeisenbank International fiel um acht Prozent, die Erste Group und 6,5 Prozent, die Bawag um 7,5 Prozent.

Rufe nach Banken- und Kapitalmarktunion

Zu noch mehr Stabilität soll nach Ansicht der Staats- und Regierungschefs die angestrebte Kapitalmarkt- und Bankenunion beitragen. Sie wollen die Arbeit daran weiter vorantreiben. Scholz sagte, beide seien ebenso wichtig für das Wachstum in Europa wie der Binnenmarkt. "Sie werden möglich machen, dass mehr Kapital eingesetzt werden kann, an der richtigen Stelle eingesetzt werden kann."

Bei der Kapitalmarktunion geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den einzelnen EU-Staaten abzubauen, um so Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen. Verbraucher sollen zudem mehr Möglichkeiten für grenzüberschreitende Geldanlagen bekommen. Pläne der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion liegen seit September 2015 auf dem Tisch, doch die Umsetzung stockt. Bei der Bankenunion ist vor allem eine gemeinsame europäische Einlagensicherung Edis umstritten.

Widerstände gibt es vor allem in Deutschland, wo es schon lange gut gefüllte Töpfe für den Notfall gibt. Sparkassen und Genossenschaftsbanken befürchten, dass mit ihren Geldern Schieflagen von Instituten in anderen Staaten finanziert werden. Eurogruppen-Chef Donohoe sagte, die Fortschritte beim Aufbau der Bankenunion müssten nun aufrechterhalten werden.

Silvergate, SVB, Credit Suisse

Auslöser der Bankenkrise Anfang März war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln.

In Europa rutschte die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) nach zahlreichen Skandalen, Kritik wegen eines schlechten Risikomanagements und Geldabflüssen in dreistelliger Milliardenhöhe in die Krise. Um angesichts der Nervosität in der Bankenbranche einen Flächenbrand und eine globale Finanzkrise zu verhindern, drängten Regierung und Aufsichtsbehörden die Konkurrentin UBS zur Übernahme. An den Börsen sackten Bankenwerte infolge der Unruhe deutlich ab. (APA, red, 24.3.2023)