Politische Verwicklungen, geht's noch? Sie sind der kolportierte Grund dafür, dass Indonesien die Ausrichtung der U20-WM nicht einmal zwei Monate vor ihrer geplanten Eröffnung vom Fußball-Weltverband entzogen wurde. Die Fifa selbst machte "die aktuellen Umstände" geltend, auch keine viel bessere Umschreibung. Rassismus und Antisemitismus, das hätte es getroffen, denn das sind die wahren Ursachen für die Verlegung des Turniers.

Die Fifa hat Indonesien die Austragung der U20-Weltmeisterschaft entzogen.
Foto: AP/Dita Alangkara

Indonesien hatte quasi das Pech, dass sich Israel für die Endrunde qualifizierte. 88 Prozent der Bevölkerung, gut 191 Millionen Menschen, sind muslimisch, es gibt kein Land, in dem mehr Muslime leben. Das Problem ist, dass die Religion bei vielen von ihnen mit einer strikten Ablehnung Israels einhergeht, das Judentum ist nicht als Religion anerkannt, es leben nicht mehr als 25 Juden in Indonesien.

Schon vor Wochen demonstrierten hunderte konservative, propalästinensische Muslime in Jakarta gegen die israelische Teilnahme. Just der Gouverneur der Urlaubsinsel Bali sprang auf den Zug auf und forderte Israels Turnierausschluss.

Der Fifa ist anzurechnen, dass sie die Notbremse zog. Freilich könnte sie sich auch vor WM-Vergaben schlaumachen, woher der Wind in möglichen Gastgeberländern weht. Aber da unterschied die Funktionäre nicht viel von jenen Touristen, die bei Bali nur Surfen und Sonne im Sinn haben. (Fritz Neumann, 30.3.2023)