Max Lercher, SPÖ-Nationalratsabgeordneter und einst roter Bundesgeschäftsführer, ist im Team Doskozil. Das Bild stammt vom politischen Aschermittwoch der SPÖ im Jahr 2020 in Oberweg bei Judenburg.

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Wien – Vonseiten der SPÖ heißt es: bitte warten. Zwar haben mit Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner sowie ihren Herausforderern Hans Peter Doskozil und Andreas Babler die wohl aussichtsreichsten Kandidaten im Kampf um den SPÖ-Vorsitz bekanntgegeben, genügend Unterstützungserklärungen abgegeben zu haben. Welche der 73 potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten ebenfalls die Hürde von 30 Unterschriften von Parteimitgliedern geschafft haben, wurde auf Anfrage nicht bekanntgemacht. Online konnte bis Freitagmittag eingereicht werden, bei brieflichen Einsendungen gilt der Poststempel. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber steht damit Mitte dieser Woche fest. Die erste Sitzung der roten Wahlkommission findet überhaupt erst am Dienstag nach Ostern statt.

Andreas Babler lieferte über 2000 Unterstützungserklärungen ab.
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Den Prozess rund um die Mitgliederbefragung und das Taktieren in Hinterzimmern bezeichnete Traiskirchens Bürgermeister Babler als "Kasperltheater", wie er dem "Profil" sagte. Die Verantwortung trage kraft seiner Funktion Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch. "Aber wer das in den Hinterzimmern wirklich vergurkt hat, weiß ich nicht." Babler geht davon aus, dass es bei einem knappen Ergebnis "keine Alternative zur Stichwahl" gibt.

Kern kandidiert nicht

Auch der frühere Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern sprach von einem "verrückten Prozess". Ein Teil der SPÖ setze alles daran, das Verfahren lächerlich zu machen. Kern kündigte im Profil an, nicht zu kandidieren. Dass Kern mit seinem überhasteten Rücktritt Mitschuld an den Problemen in der Sozialdemokratie habe, räumte er ein. "Mir ist mein Anteil am jetzigen Schlamassel absolut bewusst."

Lercher im Team Doskozil

Ob Kern ein politisches Comeback im Team von Doskozil gibt, ist aber offen. Auf eine entsprechende Frage antwortete der Landeshauptmann des Burgenlands im Interview mit der "Presse": "Da sollte man sich überraschen lassen."

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Herausforderer Hans Peter Doskozil, der Landeshauptmann im Burgenland.
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Im Team Doskozil ist jedenfalls der obersteirische Nationalratsabgeordneter Max Lercher: Der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer kündigte am Sonntag an, alles dafür zu geben, dass Doskozil die Mitgliederbefragung gewinnt.

"Ich glaube, es ist Zeit für Klarheit", leitete Lercher sein Facebook-Video ein, das sicherheitshalber mit Untertiteln versehen wurde. "So dringend die Sozialdemokratie diese Klarheit benötigt, so wichtig ist sie jetzt auch in der Kommunikation und auch von uns SpitzenfunktionärInnen, wo wir stehen." Die Fehler in der SPÖ seien nicht nur von einer Person begangen worden, sondern von einigen Beteiligten, die da beigetragen haben, dass die Situation jetzt so ist, wie sie ist. War das gut? Nein. Aber wir müssen es lösen." Die Mitgliederbefragung sei eine "hervorragende" Lösung. Die Sozialdemokratie habe "in sich Machtblöcke, die sich nicht um die Interessen der Leute kümmern, sondern nur um sich selbst". Auch das müsse nun angesprochen und gelöst werden.

Nur Doskozil könne Schwarz-Blau in Österreich verhindern, sagte Lercher. Doskozil habe seine vollste Unterstützung. "Und ich werde auch die Konsequenzen für mich treffen, sollte das schief gehen. Man ist All-in."

Spekulation nach Tweet von Rendi-Wagner

Für Aufregung sorgte ein Tweet von Rendi-Wagner, nachdem Babler mehr als 2000 Unterstützungen eingereicht hatte. "Lieber @AndiBabler, coole Sache, deine Unterstützungserklärungen", twitterte sie – gefolgt von einem "Gut gemacht!"

Spekulationen innerhalb der SPÖ folgten. Eine davon: Rendi-Wagner protegiert Babler, den Liebling der roten Basis, für den Vorsitz der Partei – und sie selbst spielt sich dadurch als SPÖ-Kanzlerkandidatin frei. Anhänger dieser Denkvariante verweisen darauf, dass Doskozil damit ins Out gedrängt werden könnte.

(krud, mue, 2.4.2023)