Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman braucht Geld, viel Geld: Sein Radikalumbau des bisher konservativen Königreichs – und damit das persönliche und politische Schicksal des 37-Jährigen als Alphatier an der Spitze der Familie Saud – hängt am wirtschaftlichen Erfolg seiner "Vision 2030" für Saudi-Arabien. Ein sinkender Ölpreis gefährdet seine Projekte und damit seine Zukunft.

Sinkt der Ölpreis, schwindet seine "Vision 2030" für Saudi-Arabien: Mohammed bin Salman.
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MbS, wie er genannt wird, steuert sie abgekoppelt vom jahrzehntelangen engsten Verbündeten, den USA, an. Bereits im Oktober setzte er sich über US-Warnungen hinweg, dass eine Reduktion der Ölproduktion auch einen politischen Seitenwechsel bedeuten würde: mehr Einkommen für die russische Kriegsmaschinerie. Seitdem hat Saudi-Arabien die Versöhnung mit dem Iran und die Normalisierung des Verhältnisses zu Syrien eingeleitet und stellt sich für eine Mitgliedschaft bei der China-geführten Shanghai Cooperation Organisation an.

MbS’ Vorpreschen für eine neuerliche Förderkürzung bei der Opec+ kam dennoch unerwartet: Drei Tage zuvor hatte Bloomberg noch gemeldet, dass keine Veränderungen zu erwarten seien. Die Saudis waren verärgert, dass die USA nicht wie zugesagt durch Zukäufe ihre Rohölreserven auffüllten, um so den Preis stabil zu halten. Aber das ist nur ein Anlass. Die Ursachen sitzen tiefer: Es ist das Ende des US-Zeitalters im Nahen Osten. Saudi-Arabien hat kein Vertrauen mehr, dass die Allianz mit den USA seine Sicherheit garantiert, und schaut sich anderswo um. (Gudrun Harrer, 4.4.2023)