Von Vertrieb bis zur Entwicklung neuer Marken – die saudi-arabische, vom Staat finanzierte Savvy Group hat große Ziele im Games-Business.

Foto: Chris Pizzello/Invision/AP

Nintendo und Saudi-Arabien entwickeln ein neues Spiel zusammen. Was zunächst wie eine aus der Luft gegriffene Behauptung wirkt, ist das erklärte Ziel von Brian Ward, dem Geschäftsführer der Savvy Games Group (SOG), einer vom saudi-arabischen Staatsfonds gegründeten Firma, der seit wenigen Wochen 8,3 Prozent der Anteile an Nintendo gehören. Damit wächst man zum größten externen Aktionär des Traditionsunternehmens aus Japan.

Man wolle "neue Marken" entwickeln, lässt Ward in einem Interview mit Bloomberg wissen, und sieht man sich das vorhandene Vermögen und die zuletzt getätigten Investitionen der Savvy Games Group an, scheinen die Ziele realistisch gesetzt zu sein.

Schwarzes Gold

Der Wüstenstaat Saudi-Arabien stand in den vergangenen Jahrzehnten vor allem für Reichtum dank eines nicht endenwollenden Ölvorkommens. Doch irgendwann wird auch der letzte Tropfen aus der Erde gefördert worden sein, und genau für diesen Zeitpunkt rüstet sich das Land zwischen Rotem Meer und Persischem Golf an mehreren Fronten.

Abgesehen von medienwirksamen Bauprojekten mitten der Wüste, ein Beispiel wäre die lineare Stadt The Line, investiert man seit Jahren auch in die größte Entertainmentbranche der Welt: Videospiele. Unter dem Namen Savvy Games Group wurde mit Staatsgeld 2021 eine Firma gegründet, die zu einem globalen Player am Videospielemarkt werden sollte.

Deshalb investiert man seit Jahren bereits in diverse E-Sport-Teams und Events, kauft parallel dazu aber Anteile an wichtigen und etablierten Games-Firmen. So wurde in der Vergangenheit bereits eine Milliarde Euro in die Embracer Group investiert, die Marken wie "Der Herr der Ringe" oder "Dead Island" hält, oder eben auch in den japanischen Traditionshersteller Nintendo.

Rund 34 Milliarden Euro sollen laut Berichten zur Verfügung stehen, um künftig auch stärker selbst in die Entwicklung von Videospielen gehen zu können. Das deckt sich mit den Aussagen von Savvy-Chef Ward, der zuvor bei Firmen wie Electronic Arts, Microsoft oder Activision zu einem Veteran der Branche wachsen konnte.

Neue Märkte

Immer wieder tauchen Gerüchte auf, die saudi-arabische Firma würde ein westliches Entwicklerstudio kaufen, um schneller Ergebnisse erzielen zu können. So standen Publisher wie Take Two ("Grand Theft Auto") oder auch Ubisoft ("Assassin's Creed") als mögliche Kandidaten im Raum. An die Öffentlichkeit drang aber nie ein konkretes Angebot.

Der große Knall blieb deshalb bisher aus, allerdings kaufte man sich in immer mehr Branchengrößen ein. Neben den bereits genannten finden sich auf der Investitionsliste zusätzliche prominente Namen wie Activision Blizzard ("World of Warcraft") oder Tencent, der größte chinesische Spieleanbieter. An Ideen, wie man mit diesen Firmen zusammenarbeiten kann, mangelt es nicht.

"Wir möchten diese Investitionen nutzen, um mit diesen Unternehmen zusammenzuarbeiten und sie zu fragen, wie wir bei der Veröffentlichung von Spielen im Nahen Osten und Nordafrika zusammenarbeiten können, wie wir ihr E-Sports-Geschäft betreiben oder gemeinsam neue IPs entwickeln können", sagte Ward zu Bloomberg.

Steiniger Weg

Die Idee, sich als Vertriebspartner für neue Märte anzubieten, klingt dabei am nachvollziehbarsten. Das könnte auch etablierte Firmen interessieren, denen es sonst an wenig mangelt. Auch Co-Finanzierungen von Spielen könnten für finanziell angeschlagene Unternehmen verlockend klingen.

Der Aufbau eigener Studios oder Marken scheint aktuell am weitesten entfernt. Die Erkenntnis, wie kompetitiv der Games-Markt funktioniert, mussten schon Firmen wie Google oder Amazon mit einem dicken Lehrgeld bezahlen. Während Google sämtliche Ambitionen, darunter die eigene Streamingplattform Stadia und die dazu passenden Studios, nach kurzer Zeit wieder komplett einstellte, müht sich der US-Gigant Amazon seit vielen Jahren ab, sich mit Eigenproduktionen in der Szene einen Namen zu machen. Bisher mit nur mäßigem Erfolg. (Alexander Amon, 5.4.2023)