Trump stellt sich aktuell einem Gerichtsverfahren in Manhattan, in dem es unter anderem um die Fälschung von Geschäftsunterlagen geht.

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Was lange währt, wird nicht unbedingt besser. Mit viel Fanfare hatte Trump im Oktober 2021 bekanntgegeben, ein neues Social Network an den Start bringen zu wollen. Truth Social wurde mit der üblichen Rhetorik als Antipode zu "woken" Plattformen wie Twitter oder Facebook platziert, wo Trump infolge seiner Involvierung in den Kapitol-Sturm am 6. Jänner 2020 gesperrt worden war.

Das Vorhaben wurde von prominenten Vertretern der US-Rechten gehypt, die eigens für seine Finanzierung betriebene Firma (SPAC) Digital World Acquisition Corporation zog wie ein Magnet Investoren an. Ihr Aktienwert schoss in nur zwei Tagen von zehn auf 175 Dollar. Zumindest kurzfristig lag das Projekt damit bei einer Bewertung von 22 Milliarden Dollar.

Kurseinbruch

Im Dezember – der Kurs war mittlerweile auf 45 Dollar zurückgegangen – bot eine Gruppe von Investoren eine Cashspritze in der Höhe von einer Milliarde Dollar an, unter der Bedingung, dass ihnen Dividenden ausgezahlt werden würden, solange der Kurs der Firma über zehn Dollar blieb.

Und von dieser Grenze ist er nicht mehr weit entfernt. 14 Dollar kostete eine Beteiligung an Digital World zuletzt. Ein Jahr nach dem Start im Frühjahr 2022 wird die Anzahl der Nutzer von Truth Social auf rund fünf Millionen geschätzt. Das Wachstum der ersten Zeit hat sich bereits stark verlangsamt, derzeit kommen pro Monat etwa 100.000 weitere hinzu.

Nutzerzahlen weit unter Erwartungen

Damit liegt man weit weg von den eigenen Erwartungen. In einer Präsentation für Investoren prognostizierte man vor dem Start, dass man bis 2026 rund 81 Millionen Nutzer haben werde. Im derzeitigen Wachstumstempo würde die Anzahl der User sich bis dahin weiterhin im einstelligen Millionenbereich bewegen.

Die Gründe sind vielfältig. Trump besitzt zwar nach wie vor einige Strahlkraft, spricht aber nicht jeden im konservativen bis rechten Spektrum an. Seine Sperren bei etablierten Plattformen kosteten ihn Reichweite, und innerparteilich ist ihm mit Ron DeSantis ein starker Konkurrent erwachsen.

Viel Konkurrenz um kleines Publikum

Nicht zuletzt aber bespielt Truth ein Feld, in dem es nicht an Konkurrenz fehlt. Mit Gab, Parler und Gettr existieren bereits Angebote, die in die gleiche Bresche schlagen und sich um das kleine Publikum streiten, das gewillt ist, zu wechseln. Mit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk, der alsbald auch Trumps Zugang wieder aktivierte, befinden sich auch dort rechte Inhalte im Auftrieb.

Der Bedarf an einem "konservativeren Twitter", so formuliert es "Forbes", ist damit fraglich geworden. Die Plattform könnte sich alsbald auf dem Friedhof von Trumps gescheiterten Unternehmungen wiederfinden – darunter etwa mehrere Casinos in Atlantic City, Trump Airlines, Trump University oder die Immobilienkreditfirma Trump Mortgage.

Der Flop Truth Social, an dem Trump 85 Prozent der Anteile besitzt, bildet sich auch im Niedergang von Trumps geschätztem Gesamtvermögen ab. Das stürzte in einem Jahr von 3,2 auf 2,5 Milliarden Dollar ab. Auf der "Forbes"-Milliardärsliste büßte er über 200 Plätze ein und rutschte auf Platz 1.217 ab. (red, 5.4.2023)