Ostereier verzieren ist in vielen Familien jährliche Tradition.

Foto: istockphoto.com/IGMVozd

Der Osterhase bringt die Ostereier, ist doch klar. Das ist seit hunderten Jahren so. Und an dieser Tradition halten die meisten Familien fest. 90 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher gaben in einer aktuellen Umfrage an, dass ein Ostern ohne Ei für sie unvorstellbar ist. Fast die Hälfte der Befragten essen am Osterwochenende sogar fünf bis zehn Eier.

Zusätzlich werden rund um Ostern etliche Hühnereier verbraucht. Sie werden ausgeblasen, angemalt, verziert, an Zweige gehängt oder hübsch in Osterkörbchen arrangiert. Ein schöner Anblick, keine Frage. Weniger schön ist allerdings der Umstand, dass eine konventionelle Legehenne dafür im Jahr 300 Eier legen muss. In freier Wildbahn wären es nur etwa 40 Eier pro Jahr.

Bauernhofidylle vs. Realität

Somit ist zu vermuten, wie es den Hühnern damit geht. Darüber sprechen wollen die meisten nicht, schon gar nicht zu Ostern. "Traditionen sind wichtig, aber zu welchem Preis?", fragt Katharina Bacher. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ostereier nicht von glücklichen Hühnern kommen." Die Autorin lebt seit fünf Jahren vegan. Seit zwei Jahren schreibt sie Kinderbücher zum Thema Veganismus.

Was die Salzburgerin stört, ist das verzerrte Bild von den glücklichen Tieren auf dem Bauernhof. "Fast jedes Kind hat ein Bauernhofbuch zu Hause, darin abgebildet ist meist eine Kuh im Stall, ein paar Hühner freilaufend am Hof – alles ist idyllisch." Bacher findet, man zeigt den Kindern damit nicht, wie die Realität für die meisten Nutztiere aussieht. Das süße Kälbchen im Buch, Seite an Seite mit seiner Mutter, gibt es nur selten. "In der Realität wird es kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt." So viel zur Milch. Bei den Eiern ist es nicht besser: Die kleinen, süßen (männlichen) Küken sind in der konventionellen Ei-Industrie unbrauchbar. In Österreich dürfen sie nach wie vor lebendig geschreddert werden.

Einem Kind schonungslos davon zu erzählen hält sie allerdings nicht für klug: "Mit meinen Büchern möchte ich niemanden verstören oder Schuldgefühle wecken." Vielmehr geht es darum, als Familie Ernährungsweisen zu hinterfragen. Und das alles kindgerecht erzählt mit lustigen Illustrationen.

Autorin und Pädagogin Katharina Bacher mit ihrem aktuellen Kinderbuch "Das blaue Ei".
Foto: Privat

Gipseier statt Hühnereier

So wie mit ihrem aktuellen Osterbuch "Das blaue Ei". Darin findet ein Hasenkind ein Ei im Wald und will es behalten. Denn: Wer finde, dem gehöre! Das Hasenkind entwickelt aber schon bald einen inneren Konflikt, denn eigentlich weiß es, dass das Ei jemand vermissen muss. Es folgt seinem Bauchgefühl und bringt das Ei zurück zum Vogelnest. Ostern fällt deswegen nicht aus, ganz im Gegenteil: Der Hase trommelt seine Freunde zusammen, und gemeinsam werden Eier aus Schokolade gemacht. Bacher dazu: "Mit der Geschichte will ich zeigen, dass man auch ohne Hühnereier ein schönes Osterfest feiern kann."

Die 30-jährige Salzburgerin versteht, dass gerade große Feste wie Weihnachten und Ostern sehr an Traditionen und Erinnerungen geknüpft sind. Zu solchen besonderen Anlässen fällt es besonders schwer, auf etwas zu verzichten. "Ein veganes Osterfest feiern kann aber eine Chance sein, als Familie enger zusammenzurücken", findet die Autorin. "In Österreich ist es oft so, dass Traditionen sehr an das Essen geknüpft sind." Sie rät, den Fokus ein Stück weit vom Essen wegzunehmen.

Als Familie würde so die Möglichkeit völlig neuer Rituale entstehen. "Wie wäre es, jedes Jahr zu Ostern mit den Kindern Eier aus Gips oder Salzteig zu fertigen? Diese werden dann wie ansonsten die Hühnereier verschenkt oder versteckt." Aus pädagogischer Sicht sei so ein Aufbrechen von Traditionen, gemeinsam mit den Kindern, etwas sehr Wertvolles: "Eltern können mit den Kindern reflektieren, warum sie als Familie lieber auf Eier verzichten." So würde eine gemeinsame Idee entstehen, alle können sich darüber freuen und eigene Ideen einbringen. (Nadja Kupsa, 6.4.2023)