Zeitungen bedecken den Bühnenboden und dienen mitunter als Unterlage für Akrobatik.

Foto: Barbara Pálffy

Ein Bühnenboden voller Zeitungen, in der Bühnenwand befindet sich zunächst nur ein Türrahmen, dahinter liegt ein dioramaähnlicher Raum. Ein Mann (Stanislaus Dick) blickt von dort durch den Rahmen, ehe er sich auf die Vorderbühne zu den anderen vier Berichterstattenden gesellt: Regisseur Karl Baratta interpretiert in Unter dem Fußboden Prosaminiaturen aus Daniel Wissers gleichnamigem Band von 2019 als journalistische Spurensuche.

Uraufgeführt wurde das Stück am Donnerstag in der Theaterarche in Wien. Die Erzählungen des Bandes vermengen Kolportiertes mit Fiktivem (Stichwort: Fake News, Verschwörungstheorien). Mit einer für das Stück von Wisser erweiterten Biografie nimmt Baratta den in den Texten wiederkehrenden Namen eines Journalisten, er heißt Huitzinger, als narrativen Dreh- und Angelpunkt. Aussagen zu Huitzinger werden vom einen Darsteller angefangen, vom anderen beendet, wiederholt, anders arrangiert, gesungen. Auch dadaistisches Kauderwelsch kommt zum Einsatz, Zeitungen werden vermeintlich vorgelesen.

Astronomin und Kunstfurzer

Das als musikalische Sprachkomödie inszenierte Stück wird von Ruei-Ran Algy Wu mit Livemusik untermalt, denn Huitzinger wird musikalisches Talent nachgesagt. Baratta greift auf Wissers Texte über die historische Astronomin Caroline Herschel oder eine fiktive Röntgenassistentin, die beide ihre Musikkarriere aufgegeben haben, zurück. Auch den Kunstfurzer Joseph Pujol referenziert er.

Baratta setzt Wissers Stil kreativ und authentisch für die Bühne (Ausstattung: Clarisse Maylunas) um. Imposant ist Manami Okazakis Operngesang. Auch wenn die Gesangseinlagen (u. a. Wunder gibt es immer wieder) und die Wiederholung der Geschichten gelegentlich ermüden, wird das durch Akrobatik ausgeglichen. (Christina Janousek, 5.4.2023)