Haube und Handschuhe, ist sich Karin Harrasser sicher, wird sie brauchen, wenn sie zu Ostern mit ihrer Ape über den Brenner nach Italien fährt. Denn die Wetterprognosen sagen, dass es kalt wird, und eine Heizung hat ihre alte Ape nicht, auch wenn sie vor kurzem umgebaut wurde – was man auf den ersten Blick aber gar nicht sieht.

Karin Harrasser hat sich eine gebrauchte Ape gekauft, auf E-Antrieb umbauen lassen und fährt sie nun auf eigener Achse in die Toskana.
Foto: Angelo Stagno

Der neue E-Antrieb, der den Dieselmotor ersetzt, ist gut versteckt – wie auch die kleine Steckdose, über die die Akkus geladen werden. Die Beifahrertür hingegen ist etwas verbeult, die vordere Stoßstange gesprungen, der Lack hat Kratzer. "Meine Eltern haben sich ein kleines Weingut in der Toskana gekauft, und dort werden wird die Ape einsetzen", erklärt Karin Harrasser, Vizerektorin der Kunstuni Linz. "Dafür braucht die Ape keine verchromten Stoßstangen. Ich will sie nicht überrestaurieren." Obwohl, ein wenig aufgehübscht wird die Ape schon noch. Etappenweise.

800 Kilometer in den Süden

Der Umbau auf den E-Antrieb erfolgte in Salzburg, bis kurz vor Ostern stand die Ape in Kufstein, wo im Heck eine Alubox montiert wurde, damit das Reisegepäck sicher und trocken transportiert werden kann. "Und ein Solarpaneel haben wir montieren lassen, damit sich die Ape zum Teil ihren eigenen Strom erzeugt." Zu Ostern geht es weiter ins Trentino, wo die Ape neu lackiert wird, bevor die letzte Etappe in die Toskana führt.

Im Innenraum der Ape gibt es nun ein Digitaldisplay.
Foto: Angelo Stagno

Insgesamt wird Karin Harrasser mit der Ape rund 800 Kilometer von Salzburg bis zum Weingut auf eigener Achse zurücklegen. "Es wäre günstiger und schneller gewesen, die Ape liefern zu lassen", ist sich Harrasser bewusst, "aber ich fand die Idee, selbst zu fahren, charmant." Man sehe in der Ape, mit der man wegen der Höchstgeschwindigkeit von rund 50 km/h nur auf Landstraßen fahren kann, mehr von der Gegend, und "es wird mit jedem Kilometer landschaftlich interessanter".

Laden und Laben

An die 70 Kilometer gehen sich mit einer Ladung aus – je nach Steigung, Zuladung und Temperatur halt. "Wir planen Tagesetappen von 140, 150 Kilometer", mit feinen Mittagspausen, die aus Laden und Laben bestehen. Es wird also auch die italienische Gastronomie von der Reise zwischen Salzburg und der Toskana profitieren.

Apes werden nicht nur elektrifiziert, sondern auch gleich zur Schank ausgebaut.
Foto: Lagermax

Rund 25.000 Euro wird die E-Ape gekostet haben, wenn sie ihren Dienst im Weingarten aufnimmt. Aber die Investition war es Karin Harrasser wert. "Mit meiner Mutter habe ich überlegt, wie die Zukunft der Mobilität auf dem Land ausschauen könnte", und so kam sie auf die Idee einer elektrisch angetriebenen Ape. Die gibt es bei uns aber nicht von der Stange, aber mithilfe von Stagno zu kaufen.

Signore E-Ape

Angelo Stagno kann man einen der Väter der alten Apes mit neuem E-Motor nennen. Der gebürtige Italiener reiste in den 1980er-Jahren mit seiner Vespa nach Innsbruck, blieb hier, um ein Architekturstudium zu beginnen, das er in Wien abschloss, wo er heute lebt. Den Vespisti hat die Faszination der zwei und dreirädrigen Gefährte aus Italien nie losgelassen, und er gründete Vespazzuri, das Ape Team Austria. Mit seiner Leidenschaft steckte er Domenico Grandi, den Koordinator der Gelateria Bortolotti in Wien, an und redete ihm nicht nur ein, eine alte Vespa, sondern auch eine Ape mit einem E-Antrieb aufzurüsten – und damit sein Eis auszuliefern.

Angelo Stagno neben der restaurierten Bortolotti-Ape.
Foto: Erich Reismann

Die Idee kam noch vor Corona auf. Grandi war voller Zweifel, aber gegen den Enthusiasmus von Stagno hatte er keine Chance. Zwei Jahre dauerte es, bis die Ape umgebaut war. Seit vergangenem Jahr ist sie im Einsatz und nimmt dieser Tage wieder ihren Dienst auf. "Wir sind so gut wie ausgebucht", sagt Grandi. Das Geschäft funktioniert also an allen Ecken und Enden.

So sah die Eis-Ape vor der Restaurierung aus.
Foto: Angelo Stagno

Blickfang Ape

"Jeden Tag erreichen mich fünf, sechs Anfragen", erklärt Heinz Müller. Er ist für das Marketing und den Fahrzeugumbau bei Lagermax zuständig, einer Firmengruppe, die sich vordergründig als Spedition, Autotransport- und Logistikunternehmen versteht. "Auf unserem Gelände stehen immer um die 15.000 Fahrzeuge", erzählt Müller. Und vor zwölf Jahren, als er aus dem Fenster schaute, waren da auch zehn Apes darunter. "Die sind mir ins Aug gestochen, und wir haben uns gefragt, ob wir mit denen nicht was machen könnten."

Heinz Müller neben einer Kaffee-Ape.
Foto: Heinz Müller

Inzwischen baut er auf Apes ganze Messestände, mobile Schanken, Kaffeestände oder eben Eisgeschäfte. Von den dreirädrigen Espressomaschinen hat allein ein heimisches Unternehmen inzwischen mehr als 80 Stück gekauft, die international eingesetzt werden – auch in Dubai, Abu Dhabi oder Muscat. Die zweite Revolution begann aber mit dem Eiswagen Ape Classic Gelatini. Der musste nämlich elektrisch angetrieben werden. Unbedingt.

Die Ape Gelatini, wie sie von Lagermax auch schon gebaut wurde. Für den Umbau einer neuen oder alten Ape ist der Preisrahmen weit gesteckt und liegt irgendwo zwischen 15.000 und 60.000 Euro.
Foto: Lagermax

Die Gelatini-Ape war eine der ersten Ideen, die Müller hatte und ihn gleich in den Bann zog, weil sie ihn an seine Kindheit erinnerte. In der Entwicklung erkannte man schnell, dass diese Ape einen elektrischen Antrieb braucht, "weil wir sonst kein Platz für den Kompressor haben", den man braucht, um das Eis zu kühlen.

Die E-Ape gibt es mit zwei Antrieben, einmal mit 6,5 und die "Kleine" mit 1,7 kW Leistung. Beide haben eine Reichweite von rund 70 Kilometern. Während die "Kleine" 45 km/h schnell geht, schafft die "Große" 50. Kein allzu großer Unterschied. "Die könnte auch rund 70 km/h schnell fahren, wir haben uns aber dazu entschieden, sie zu drosseln, damit wir mehr Reichweite haben", erklärt Müller. Doch vermutlich kann man auch diesbezüglich mit ihm reden, denn "grundsätzlich ist es immer unser Bestreben, die Fahrzeuge individuell für die Anliegen und Verwendung des Kunden umzusetzen".

Neue Ape im alten Design

Die elektrischen Antriebe, die Lagermax verbaut, kommen aus Italien, nur die Akkus aus China. Je nach Auftrag dauert es acht bis zwölf Wochen – wenn das Fahrzeug schon in der Werkstatt steht –, bis es wieder ausgeliefert wird. Werden alte Apes auch noch restauriert, muss man unter Umständen etwas mehr Zeit einplanen. Denn ja, Rost ist bei den Apes schon seit jeher ein Thema. Darum werden neue Apes, die das Werk verlassen, auch vorher versiegelt – also Hohlraum- und Unterbodenschutz aufgebracht.

Piaggio Indien baut bereits eine E-Ape in Serie. Bei Lagermax, Ape-Importeur in Österreich, ist man gerade bemüht, sie für den heimischen Markt genehmigt zu bekommen.
Foto: Piaggio

Die neuen Apes schauen dann aber besonders oft wie alte Fahrzeuge aus. Der Emotionen wegen können sie beim Umbau nämlich auch gleich mit dem Retrodesign versehen werden. Wer auf den Shabby Chic steht, greift wie Karin Harrasser zu einer gebrauchten Ape und spart bei der Restauration. (Guido Gluschitsch, 6.4.2023)