Die Debatte um die Credit Suisse geht weiter.

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Zürich – Die Schweizer Regierung hat nach der Notveräußerung der Credit Suisse an die Rivalin UBS Vorgaben für die Bonuszahlungen bei den beiden Banken gemacht. Demnach werden alle ausstehenden variablen Vergütungen der Mitglieder der Credit-Suisse-Geschäftsleitung gestrichen, wie die Regierung am Mittwoch mitteilte. Die Boni hoher Manager werden wiederum gekürzt: Für die erste Führungsebene unter der Geschäftsleitung um die Hälfte, für die zweite um ein Viertel, berichtet der "SRF".

Die Maßnahmen betreffen der Regierung zufolge gut 1.000 Mitarbeitende des Instituts und bedeuten nach aktuellem Kenntnisstand eine Kürzung der bis Ende 2022 angefallenen variablen Vergütungen von 50 bis 60 Millionen Franken. Die insgesamt noch ausstehenden Bonuszahlungen für alle CS-Beschäftigten werden mit 635 Millionen Franken beziffert.

Die Credit Suisse muss zudem prüfen, ob bereits ausbezahlte Boni zurückgefordert werden können, wie die Regierung erklärte. Die UBS wird verpflichtet, in ihrem Vergütungssystem die erfolgreiche – also möglichst gewinnbringende – Verwertung der von der staatlichen Verlustgarantie erfassten Credit-Suisse-Aktiven als Kriterium festzulegen.

Die in Schieflage geratene Credit Suisse flüchtete sich Mitte März in einer von der Regierung orchestrierten Rettungsaktion in die Arme der UBS. Bund und Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützen die Rettungsaktion mit milliardenschweren Liquiditätshilfen und Garantien. Das Schweizer Bankengesetz sieht vor, dass die Regierung Maßnahmen im Bereich der Vergütungen anordnen kann, wenn einer systemrelevanten Bank direkt oder indirekt staatliche Beihilfe aus Bundesmitteln gewährt wird. Kurz nach der Notübernahme hatte die Regierung Bonuszahlungen bei der Credit Suisse eingefroren.

UBS verteidigte Übernahme von Credit Suisse

Das UBS-Management hat die Übernahme am Mittwoch bei der Generalversammlung in Basel verteidigt – sieht zugleich aber auch Risiken. Die Transaktion sei der erste Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken, sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher. "Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich."

Der scheidende UBS-Chef Ralph Hamers betonte die großen Chancen des Zusammenschlusses, mit dem eine Bank entstehe, die rund fünf Billionen Dollar (rund fünf Billionen Euro) an Vermögen verwalten werde. Zentral sei in der Branche eine Währung – nämlich das Vertrauen. "Ohne Vertrauen geht in unserem Geschäft nichts, wie wir leider alle gesehen haben."

Der scheidende UBS-Chef Ralph Hamers hofft auf Vertrauen in den Zusammenschluss.
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Die dramatische Situation habe außergewöhnliche Schritte erforderlich gemacht, sagte Kelleher. "Für eine Rücksprache mit den Aktionären blieb keine Zeit." Der Zusammenschluss solle in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Die Strategie bleibe durch die Fusion unverändert. Mit dem Zusammenschluss kehrt der frühere UBS-Chef Sergio Ermotti an die Spitze der UBS zurück.

Einige der 1.800 anwesenden UBS-Aktionäre mahnten deutlich an, dass die Beherrschung der Risiken der Übernahme ein ganz zentraler Punkt beim weiteren Vorgehen sein müsse. "Auf viele Fragen haben wir heute auch noch keine Antwort", räumte der Vizepräsident des UBS-Verwaltungsrats, Lukas Gähwiler, ein. (APA, Reuters, red, 5.4.2023)