Abschied nehmen: Die alte Entertain Box 4K wird bald unbenutzbar, weil die Infrastruktur dahinter abgedreht wird.

Foto: Magenta

Wenn sich bei einem lange gewohnten Service etwas ändert, dann ist das für die Betroffenen schnell einmal Grund zum Ärger. Immerhin bedeutet dies oftmals, dass gewohnte Abläufe geändert werden müssen. Dieser schlichten Erkenntnis steht aber auch eine andere Realität gegenüber: nämlich dass der Hersteller sehr wohl Einfluss darauf hat, ob solch eine Umstellung "nur" von einem kurzfristig erhöhten Support-Aufkommen oder doch von einem veritablen Shitstorm begleitet wird.

Zwangsumstellung

Bei Magenta sieht man sich seit Monaten mit Option zwei konfrontiert: In einem vergangenen November verschickten Brief wurden rund 40.000 Kundinnen und Kunden darüber informiert, dass sie auf ein komplett neues Kabel-TV-Produkt wechseln müssen. Ein Wechsel, der nicht nur mit dem Verlust sämtlicher Daten, sondern auch von gewohnten Funktionen einhergeht. Dass die Nachfolgelösung – die Magenta TV Box – von Anfang an von zahlreichen Problemen geplagt war, verschärfte die Situation noch einmal.

So kam es, wie es kommen musste: Aus dem Plan, mit Anfang März auch gleich die gesamte Infrastruktur hinter der alten Entertain Box 4K abzudrehen, wurde nichts. Zu viele Nutzer wollten sich partout nicht auf die ungeliebte Nachfolgelösung zwingen lassen. Nun will Magenta aber einen Schlussstrich unter das Thema ziehen.

Aus und vorbei

Mit Ende April sollen sämtliche bestehenden Kunden auf die neue Box migriert werden, betont Magenta auf Nachfrage des STANDARD. Tatsächlich scheint der Umstiegsprozess in den vergangenen Wochen große Fortschritte gemacht zu haben. Laut dem Unternehmen sind es mittlerweile "nur" mehr etwa 1.000 Kunden, die die neue Box nicht angenommen haben.

Eine wirkliche Wahl haben die Betroffenen aber ohnehin nicht – soll doch im nächsten Schritt der Service hinter der alten Box deaktiviert werden, anders gesagt: Sie wird schon bald einfach nicht mehr funktionieren, das Bild damit dunkel bleiben.

Vorgeschichte

Ebenjener Service ist es übrigens, der Magenta überhaupt erst in diese schwierige Situation gebracht hat – wird die Infrastruktur hinter der Entertain Box 4K doch vom ehemaligen UPC-Besitzer Liberty Global betrieben, der naturgemäß wenig Interesse an einem langfristigen Betrieb hat. Also musste jetzt eine neue Lösung her. Das Ergebnis ist die erwähnte Magenta TV Box, hinter der auch eine komplett andere Server-Infrastruktur steht.

Zuckerl

Die Wechselunwilligen will Magenta nicht zuletzt mit "Goodies" locken. Wer von der Entertain Box 4K auf die Magenta TV Box umsteigt, bekommt als Wiedergutmachung für die damit verbundene Mühsal sechs Monate Sky Sport gratis sowie ein Guthaben in der Höhe von 50 Euro für den Filmerwerb auf Magenta On Demand.

Updates für die Magenta TV Box

Apropos Magenta TV Box: Dass gerade deren Software ein gewisses Verbesserungspotenzial aufweist, wurde vor einigen Wochen in einem ausführlichen Test bereits festgehalten. Bei Magenta sieht man sich in dieser Hinsicht auf einem guten Weg. Schon mit einem großen Update Anfang März habe man viele der bekannten Probleme ausgeräumt, etwa den Senderwechsel deutlich beschleunigt. Eine neue Zapping-Leiste sorgt seitdem für eine bessere Übersicht, generell laufe die Box seitdem stabiler.

Derzeit arbeite man "intensiv" am nächsten großen Software-Update, das schon bald erscheinen soll. Dieses verspricht vor allem Verbesserungen an der vielkritisierten Aufnahmefunktion. Wie auch der STANDARD kritisierte, ist diese nicht nur umständlich zu bedienen, sondern vergisst auch schon einmal gerne den Fortschritt – also wo das Betrachten unterbrochen wurde. Auch die Lautstärkeanpassung zwischen den einzelnen Sendern soll mit der kommenden Softwareversion weiter verbessert werden.

Eine neue Fernbedienung

Und dann gibt es noch eine weitere gute Nachricht für jene, die sich über die Fernbedienung zur neuen Box geärgert haben. Diese soll nämlich überarbeitet werden, eine neue Version also folgen. Diese soll dann auch einen "Mute"-Knopf zur Stummschaltung der Tonausgabe enthalten. Dessen Fehlen hatte Magenta viel Spott eingebracht. Wann die neue Fernbedienung erhältlich sein wird, ist allerdings noch unklar.

Ausblick

Bei alldem bleibt Magenta jedenfalls dabei: Die neue Magenta TV Box auf Android-TV-Basis ist und bleibt die Zukunft für das eigene Kabelfernsehangebot. Mittlerweile werde sie bereits von 70.000 Kunden eingesetzt. Das liegt freilich nicht zuletzt daran, dass Neukunden gar keine andere Wahl haben. Also zumindest jene, die überhaupt noch eine Box haben wollen, verweist man doch zunehmend auf das zugehörige Streamingangebot, das via App und Browser genutzt werden kann. So gibt es die Kabelbox für Neukunden denn auch nur mehr gegen einen monatlichen Aufpreis.

Bei Bestandskunden steht hingegen noch ein Sammelsurium an älteren Kabelboxen herum – allen voran die Horizon-Box. Sollte es hier einmal Probleme geben, ist jedoch nur mehr ein Restbestand an direkten Ersatzgeräten verfügbar, wie Magenta betont. Und auch diese werden lediglich auf expliziten Wunsch herausgegeben. Der Regelfall ist auch hier dann der Wechsel auf die neue Magenta TV Box, womit diese also schleichend die älteren Lösungen ersetzen soll. (Andreas Proschofsky, 6.4.2023)