Harry Kopietz ist Vorsitzender der SPÖ-Wahlkommission.

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Man ist nie zu alt für neue Herausforderungen: Diesen Satz würde SPÖ-Urgestein Harry Kopietz wohl sofort unterschreiben. Dem 74-Jährigen steht in den nächsten Wochen nämlich eine regelrechte Mammutaufgabe bevor. Er wird als Vorsitzender der SPÖ-Wahlkommission über die Mitgliederbefragung zu Parteivorsitz und Spitzenkandidatur wachen.

VIDEO – Wahlkommissionsvorsitzender Kopietz: "Die Tagesordnung ist relativ einfach."
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Es ist auch gar nicht das erste Mal, dass der tief in der Wiener SPÖ verwurzelte Kopietz eine Mitgliederbefragung verantwortet. Zuletzt tat er dies im Jahr 2020, als die aktuelle Parteivorsitzender Pamela Rendi-Wagner der roten Basis die Vertrauensfrage stellte. Damals geriet Kopietz in Kritik: Gerüchte um Wahlmanipulationen wurden laut, bestätigt werden konnten diese allerdings nicht. Die Kritikerinnen und Kritiker von damals misstrauen ihm auch heute noch.

Doch Gegenwind ist einem, der seit 60 Jahren politisch aktiv ist, wohl alles andere als fremd. Der gebürtige Wiener hat eine klassische Parteikarriere hinter sich, die ihn von unten nach oben führte. Ein Blick in seinen Lebenslauf legt nahe, dass er kaum eine Station ausließ. Der Floridsdorfer, der eine Lehre bei den ÖBB machte und dort auch als Facharbeiter werkte, engagierte sich früh in der Sozialdemokratie. Schon im Alter von zwölf Jahren trat er den Roten Falken bei, im Anschluss war er bei mehreren roten Jugendorganisationen aktiv. Später gelang ihm zunächst der Sprung auf die Bezirks- und schließlich auf die Landesebene, wo er zuletzt als Landtagspräsident und Gemeinderat tätig war.

Erfinder des Donauinselfests

Vor zwei Jahren ist Kopietz, der sich vor allem als Erfinder des Wiener Donauinselfests einen Namen machte, schließlich aus dem Gemeinderat ausgeschieden. Heute bekleidet er mehrere ehrenamtliche Funktionen, die er "mit großer Begeisterung" ausübt. "Mein Hobby ist die Politik", sagt er.

Selbst Kritikerinnen und Kritiker gestehen Kopietz, der verheiratet ist und einen Sohn hat, Managementqualitäten zu. Diese wird er im Zuge der Abwicklung der Mitgliederbefragung gut gebrauchen können. Genauso wie eine Fähigkeit, die er sich in mehreren Jahrzehnten bei der Wiener Berufsfeuerwehr angeeignet hatte: im Falle des Falls möglichst rasch Brände zu löschen.

An der Mitgliederbefragung will sich der langjährige Vertraute von Ex-Bürgermeister Michael Häupl "aller Wahrscheinlichkeit nach nicht" beteiligen. Und zwar, "um ein Zeichen zu setzen, dass ich mich wirklich unabhängig fühle", wie er sagt. (Sandra Schieder, 11.4.2023)