Gemeinsam wird an neuen Lösungen gearbeitet. Sowohl Studierende als auch Unternehmen können davon profitieren.

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"Mir wurde klar, wie wertvoll wissenschaftliche Methoden in der Entwicklungsarbeit für Unternehmen sein können", sagt Michael Schwab über die Forschungszusammenarbeit mit der FH Joanneum. 2017 hat Schwab gemeinsam mit Erich Bscheider das Unternehmen PMC gegründet, um einerseits Wassersportanlagenbetreiber mit hochwertigen Features wie Rampen, Schanzen und Ähnlichem zu versorgen und andererseits aufblasbare Wasserspielplätze in verschiedenen Größen anzubieten. Seit 2020 wird an zwei Forschungsprojekten gemeinsam mit der FH Joanneum gearbeitet. Für Schwab sind besonders die unterschiedlichen Perspektiven, die Studierende einbringen, interessant.

Durchwegs positiv fällt das Feedback von KRPS, einem Unternehmen, das sich auf Kartoffelsortierung mit künstlicher Intelligenz spezialisiert hat, zur Forschungskooperation mit Studierenden des Studiengangs High Tech Manufacturing der FH Campus Wien aus. "Durch das 3D-Druck-Labor konnte dann in kürzester Zeit der Entwurf des Auswurfrotors an der realen Maschine getestet werden und die virtuellen Annahmen validiert werden. Dadurch war es unserem Unternehmen möglich, die Entwicklungszeit stark zu reduzieren", sagt KRPS-Geschäftsführer Florian Schüssler.

Durch die starke wirtschaftliche Vernetzung der Fachhochschulen in den Regionen wird intensiv und in unterschiedlichen Bereichen mit KMUs in der Forschung zusammengearbeitet. Auf die Leistungsbilanz ist man durchaus stolz. Aktuell, so die Zahlen der Fachhochschulkonferenz (FHK), haben rund 500 Absolventinnen und Absolventen eines FH-Studiums beruflich in der Forschung Fuß gefasst, rund 1.470 Studierende arbeiteten 2022 in der Forschung an der Fachhochschule mit, rund 1.500 Forschungskooperationen mit Unternehmen gab es 2022.

Zukunft ungewiss

Doch ob dieser Erfolgsweg weiter beschritten werden kann, ist fraglich. Der neue Entwicklungs- und Finanzierungsrahmen des Bildungsministeriums stößt auf laute Kritik. FHs würden darin auf bloße Ausbildungsstätten für hochqualifizierte Fachkräfte reduziert, die dort stattfindende angewandte Forschung werde komplett ausgeklammert, sagt etwa Ulrike Prommer, Präsidentin der FHK. Zusätzliches Geld für Forschungsaktivitäten gebe es vom Ministerium weiterhin nicht.

Die Fachhochschulen sind in der Forschung nur durch Drittmittel finanziert, die Unterstützung durch Förderprogramme deckt meist nur einen Teil der Kosten ab, der Rest müsse anderweitig aufgestellt werden. In den vergangenen Jahren hätten sich die FHs über Förderprogramme von Projekt zu Projekt durchgeschlagen und die Erhalter die fehlenden Mittel zur Verfügung gestellt, ergänzt Johann Kastner von der Fachhochschule Oberösterreich. Mittlerweile seien die Förderungen der verschiedenen Programme aber zu gering, um die angewandte Forschung der Fachhochschulen auf diesem Weg zu finanzieren. Es brauche dringend zusätzliches Geld vom Bildungsministerium, um die Forschung an den FHs nachhaltig abzusichern.

Bessere Rahmenbedingungen

"Fachhochschulen sind ein Kernelement des österreichischen Wissenschafts- und Wirtschaftssektors. Es ist höchst an der Zeit, die FH-Forschung mit nachhaltigen Rahmenbedingungen auszustatten. Dies betrifft auch die Möglichkeit eigenständiger Doktoratsprogramme als wesentlicher wissenschaftlicher Phase einer Forscherinnenlaufbahn", unterstreicht Prommer. Forschungsprojekte an den FHs sind anwendungs- und praxisorientiert, die Ergebnisse können rasch umgesetzt werden. Daher müssten auch die Fördertöpfe entsprechend erhöht werden. Die sind sehr oft auch überzeichnet. Das heißt, es gibt sehr viele Anträge, aber nur ein geringer Anteil kann gefördert werden.

John Edwards, Generalsekretär der European Association of Institutions in Higher Education, fordert noch viel mehr FH-Forschung: "Die Fachhochschulen sollten mehr forschen, aber vor allem sollten sie Lösungen für lokale Unternehmen und Gemeinden finden, denn das ist ihre Visitenkarte. Die Fachhochschulen haben keine 'third mission': Das Engagement für die Gesellschaft und lokale Unternehmen ist in ihre Kernaufgaben integriert." (Gudrun Ostermann, 14.4.2023)