VSStÖ-Chefin Hannah Czernohorszky (links) plädiert für Babler als neuen SPÖ-Chef. Pensionistenverbandschef Kostelka dagegen will den Genossen keinen Rat geben.
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Nachwuchs mit deutlicher Präferenz für Babler

Der rote Nachwuchs neigt seit jeher weit nach links, das zeigt sich auch jetzt bei den Sympathiebekundungen im Vorfeld der SPÖ-Mitgliederbefragung. Nachdem die Sozialistische Jugend (SJ) bereits vergangene Woche eine Wahlempfehlung für Andreas Babler als kommenden SPÖ-Chef ausgeprochen hat, bekennen nun auch die Studierenden auf STANDARD-Anfrage ihre Präferenz für den Traiskirchner Bürgermeister.

Die Chefin des Verbandes Sozialistischer Student_innen (VSStÖ), Hannah Czernohorszky, lobt Babler in den höchsten Tönen: "Es braucht jemanden, der die SPÖ neu aufstellen kann und die Basis wieder erreichen und bewegen kann. Der, dem wir das zutrauen, ist Andi Babler." Czernohorszky setzt auch gleich hochschulpolitische Hoffnungen in den VSStÖ-Favoriten, obwohl der das Thema in seiner Kampagne bisher nicht in den Fokus gerückt hat. Die 22-jährige Wiener Politikstudentin meint gleichwohl: "Wir trauen Babler zu, unsere Hochschulen zu einem Ort für alle zu machen – dafür braucht es höhere Beihilfen, leistbaren Wohnraum und natürlich den freien Hochschulzugang."

Wahlkabine für Neulinge

Doch nicht alle Organisationen der Jungen wollen sich festlegen. Die Junge Generation (JG), die auch das Jugendreferat der SPÖ ist, hält sich noch darüber bedeckt, wen sie unterstützt. Man will vielmehr den gerade neu geworbenen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich aufgrund ausreichender Informationen selbst für eine der drei antretenden Personen zu entscheiden, wie der Chef der Wiener JG, Alexander Ackerl, erklärt.

Deswegen starte man mit einer Online-Wahlkabine, bei der auch die rund 9000 SPÖ-Neumitglieder die aus ihrer Sicht richtige Führungspersönlichkeit finden können sollen. Zu diesem Zweck schickte die Jugendorganisation am Freitag Fragebögen an Rendi-Wagner, Babler und Doskozil aus, in denen sie etwa zu Fragen der Demokratie und des Staatsbürgerschaftsrechts, Klima und Umwelt, Frauen, Arbeit und Sozialpolitik sowie internationalen Themen wie Österreichs Neutralität Stellung beziehen sollen.

Schade findet es Ackerl, dass eine angedachte Diskussionsveranstaltung mit dem Trio nicht zustande kommen wird, in der man alle direkt hätte vergleichen können: "Das hätte Gelegenheit geboten, Missverständnisse auszuräumen und einen freundschaftlichen Ton anzuschlagen."

Neben roten Fixterminen wie dem Fackelzug am 30. April und dem Maiaufmarsch am 1. Mai lädt die JG die neuen Mitglieder im April auch zu einer Welcome-Party und Themenabenden zur Parteistruktur, Feminismus und einem Ausflug ins Haus der Geschichte.

Langjährige Funktionäre zögern mit Empfehlung

Auf dem Weg zum SPÖ-Vorsitz führt an den Pensionistinnen und Pensionisten kein Weg vorbei. Das durchschnittliche sozialdemokratische Parteimitglied war bis zum Mitgliederzuwachs der vergangenen Wochen 63 Jahre alt und damit wahrscheinlich schon im Ruhestand oder kurz davor. Für die einfachen Mitglieder unter ihnen ist es dennoch das erste Mal, dass sie in ihrem Parteileben bei der Kür des Parteichefs mitbestimmen dürfen – entsprechend schwierig ist ihr Wahlverhalten abzuschätzen.

Ein klarer Rat des österreichischen Pensionistenverbands, der formal mittlerweile parteiunabhängig ist, aber dennoch eine zentrale rote Säule darstellt, würde einem der drei Bewerber also gehörigen Schwung verschaffen. Doch eine Empfehlung lehnt Präsident Peter Kostelka im STANDARD-Gespräch ab: "Die Parteimitglieder brauchen in ihrer persönlichen Entscheidung sicher keine Anleitung." Auch seine eigene Präferenz will der 76-Jährige nicht preisgeben.

Weniger zurückhaltend sind manche Chefs der Landesorganisationen des Pensionistenverbands. Die oberösterreichische Präsidentin Birgit Gerstorfer und der niederösterreichische Präsident Hannes Bauer haben sich bereits zu Andreas Babler bekannt.

Plaudern mit Pensionistinnen

Regen Kontakt mit der älteren Generation sucht derzeit auch Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner. Wenn sich rote Besuchergruppen aus den Bundesländern durch das neue Parlamentsgebäude am Wiener Ring führen lassen, steht am Ende regelmäßig ein Plaudertermin mit der SPÖ-Klubchefin: "Es ist kein Geheimnis, dass da auch viele Pensionisten dabei sind, aber prinzipiell gehören solche Termine einfach zu den Aufgaben einer Klubvorsitzenden, und die macht sie gerne", sagt Rendi-Wagners Sprecherin dazu. Mit dem Medienmanager Gerhard Zeiler hat sich zuletzt ein prominenter Name aus der Riege langgedienter SPÖ-Mitglieder für die Amtsinhaberin ausgesprochen.

Der Schriftsteller Robert Menasse gab im März bekannt, der SPÖ nach Jahrzehnten wieder beizutreten, um Nikolaus Kowall zu unterstützen. Dass dieser kurz danach seine Kandidatur zugunsten Bablers zurückzog, ändert für Menasse nichts. Er befinde sich nun wie Kowall im Team Babler: "Ich bin mir sicher, dass Babler kein Einmannteam ist, sondern sich kompetente Leute holen wird, anstatt sich einen schlechten Berater aufs Aug’ drücken zu lassen", zeigt sich Menasse im Gespräch mit dem STANDARD optimistisch. "Babler kann die Sozialdemokratie dorthin führen, wo sie hinsoll, nämlich in die Zukunft."

Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky hingegen will sich öffentlich noch nicht festlegen: Die Zeit sei noch nicht reif. (Theo Anders, Colette M. Schmidt, 13.4.2023)