Bei der Anschaffung eines Fahrzeugs gibt es unzählbar viele Dinge zu berücksichtigen: Verbrauch, Kofferraumvolumen, Sicherheit, Fahrverhalten, Preis, etc. Sehr wichtige Aspekte, keine Frage, aber selbst wenn ein potentielles Gefährt in all diesen Punkten punkten kann, gitb’s doch noch einen Dealbreaker: will ich wirklich die nächsten 5 Jahre in so einem Clownsauto verbringen?

Das Auge fährt schließlich mit und meist wird nur in den niedrigsten Preisklassen primär Wert auf Utilitaristisches gelegt. Trotzdem schleichen sich hin und wieder ein paar hässliche Entchen auf unsere Straßen, wo man tragischerweise aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen den Blick nicht abwenden darf.

Manche haben halt einfach andere Geschmäcker, soll’s auch geben. Das beweisen die mutigen Käuferinnen und Käufer der folgenden Exemplare, in keiner bestimmten Anordnung. Fokus lag auf dem 21. Jahrhundert, das uns glücklicherweise, besonders anfangs, mit genügend vielen Beispielen bescherte.

Bei der Heckansicht des Jeep Renegade zuckt der Autor schon einmal leicht zusammen.
Foto: Jeep

Fangen wir harmlos an: Der Jeep Renegade ist nicht der hässlichste Wagen und nicht mal der hässlichste Jeep auf dieser Liste und die Front ist sogar nahezu in Ordnung, wenn auch unauffällig. Das führt leider dazu, dass er mir primär auffällt, wenn ich ihn von hinten sehe. Das Heck ist nicht nahezu in Ordnung, trotz der niedlichen X Lichter.

Ich hab’ auch einen schircheren Jeep versprochen und diese Rolle füllt der Cherokee, bei dem das andere Ende, spezifisch der Kühlergrill etwas misslungen ist. Der Name soll ja auch für Aufruhr geführt haben, aber anstatt ihn zu ändern wurde einfach die Produktion eingestellt. Noch besser.

Range Rover Evoque Cabrio von 2016 – im Badewannen-Look.
Foto: Land Rover

Wir bleiben im Gelände und schauen uns an, was Land Rover so treibt. Nichts Gutes leider, weswegen sie ebenfalls mit zwei Plätzen auf meiner persönlichen Liste geehrt werden. Der eine geht an den Evoque erster Generation, der aus unerfindlichen Gründen auch als Cabrio verkauft wurde und damit ein bisschen eine Badewannen-Ästhetik bekam.

Der andere natürlich an den neuen Range Rover, der wirklich knapp an einem guten Design vorbeigeschrammt ist und ein bisschen zu rundlich geraten ist. Hätten sie sich vielleicht für den ersten Vollelektrischen aufheben können.

Die zum EQS führende Studie Vision EQS war noch schwer in Ordnung, das Serienmodell dann aber …
Foto: Mercedes-Benz

So wie Mercedes das getan hat, die eine lange und ruhmreiche Reihe an S-Klassen zur Verfügung hatten, 2019 eine wunderschönes Concept Car namens Vision EQS präsentierten und sich dann beim Serienfahrzeug für die neue Karosserieform "Blob" entschieden haben. Der Prius war ihnen leider 20 Jahre voraus.

Porsche hat in der langjährigen Karriere ebenfalls hin und wieder danebengegriffen, passiert auch den Besten. Ein solches Beispiel wäre der erste Panamera, der 2009 auf den Markt gekommen ist und hinten etwas unförmig geraten ist. Macht aber nix, 2016 verpassten sie ihm ein Make-Over und 2019 haben sie mit dem Taycan bewiesen, dass das nur ein unglücklicher Einzelfall im Viertürer-Bereich war.

Ein zweites Hoppala ist ihnen um die Jahrtausendwende passiert, mit dem Boxster 986 und dem späteren 987. Als Vorreiter der weichen, rundlichen Designsprache, die auch bis heute noch Karosserien kindersicher macht, hat dieses Auto von vorne und hinten fast gleich ausgesehen. Das ist bei Reisebussen akzeptabel, bei einem Spyder eher unangebracht.

Wo wir uns schon Feinde im Norden machen, geht’s gleich weiter mit BMW. Entgegen herkömmlicher Meinung werde ich die neuen Generationen mit den dicken Nieren verschonen, teils weil sie ja schon genug abbekommen haben, andererseits weil sie mir eigentlich ganz gut gefallen. Stattdessen richte ich meine Kritik gegen die Z-Serie, die eine sehr starke Schwankungsbreite im Design aufweist und auch eine peinliche Jugendphase in den Nullerjahren durchgangen ist.

Das Z3-Coupé vulgo Turnschuh von 1999 ist so hässlich, dass es schon wieder schön ist. Große Fangemeinde!
Foto: BMW

Die Roadster waren ja schon schlimm genug, würde man meinen. BMW war anderer Meinung und brachte 1999 ein Z3 Coupe raus, ein Missgriff, den sie später beim Z4 wiederholten. Auch hier wurde zum Glück aus Fehlern gelernt und an den modernen Versionen gibt’s ja nicht allzu viel auszusetzen.

Es ist natürlich verlockend, hauptsächlich über teure Autos herzuziehen, schließlich versuchen sie ja Status-Symbol zu sein und kaum ein Fahrzeug verkörpert diese Idee eher als der Ferrari FF, ein weiteres Shooting Brake Debakel. Mit einer Silhouette, die zweifelsfrei einem Clownsschuh nachempfunden wurde und der sehr spezifischen Zielgruppe von Leuten, die einen Ferrari kaufen möchten, aber nicht genug Geld für einen alltagstauglichen Zweitwagen haben, ist es kein Wunder, dass Ferrari sich 2020 entschieden hat, den zugegebenermaßen doch etwas schöneren GTC4Lusso einzustellen.

Der Cygnet war Aston Martins wagemutiger Kurzzeit-Einstieg ins Kleinwagensegment, Basis: Toyota iQ.
Foto: Aston Martin

Der rhetorische Übergang von Luxussportlern zu Kleinwägen wird mir hier von Aston Martin erheblich erleichtert, die sich 2011 entschieden haben, einen Toyota iQ unter der eigenen Prestigemarke zu verkaufen. Bei Toyota kann ich so ein aufgequollenes Smart-Design noch tolerieren und auf einer gewissen Ebene steht Aston Martin auch ein wenig Respekt zu, nachdem sie dieses Fiebertraumgefährt mit einem Fünfliter-V8-Motor versehen haben. Das zeigt Commitment oder ein ungesundes Maß an Drogenkonsum und das 436-PS-Resultat ist dank der vergrößerten Spurweite noch einen Deut unansehnlicher.

Ein weiteres britisches Verbrechen im sportlichen Diminutiv-Segment beging Mini, als 2011 das Cooper Coupe erschienen ist. Was genau Mini veranlasst hat, die gesamte untere Hälfte nahezu unverändert vom normalen Cooper zu kopieren, frag ich mich auch, das Ergebnis ist auf jeden Fall nicht so schnittig wie der Name vielleicht vermuten lässt.

Etwas größer, aber kaum schöner, ist der neue Smart #1, wo sich Mercedes – beim Smart-Joint Venture mit Geely nur mehr für das Design zuständig – voll austoben konnte. Für die Akteurinnen und Akteure bedeutete das wieder ordentlich mit Sandstrahler und Schleifgerät zu hantieren, bis auch wirklich alle Kanten und Features erodiert sind und nur ein weicher, runder Pfropfen übrigbleibt.

Bei den günstigeren Kompaktklassen hingegen muss man natürlich ein bisschen nachsichtiger sein, die reduzierten Ausmaße schränken die Möglichkeiten des Designs etwas ein und das Budget ist selbstverständlich auch ein Faktor. Das ist aber noch lange kein Grund einen Nissan Juke zu entwerfen, Nissan, und erst recht kein Grund diesen zu kaufen, Nissan-Kunden. Trotz der hervorstehenden Scheinwerfer und der etwas unbeholfenen Heckpartie scheint es aber genügend Klientel zu geben, was mich zu dem Schluss bringt, dass die Sehtests beim Führerscheinerwerb vielleicht etwas verschärft werden könnten. Der einzige Trost ist, dass es noch viel schlimmer hätte sein können, wenn man sich den Nissan Qazana ansieht, das Konzept, auf dem der Juke basiert.

Der PT Cruiser generell hat es in diesem Ranking weit nach oben gebracht, das Erdbeerkörbchen-Cabrio ganz besonders.
Foto: Andreas Stockinger

Wir nähern uns dem Ende und ähnlich wie Reichtum ist auch Hässlichkeit nicht gleichmäßig verteilt in dieser Welt. Die Karosserien werden stetig grotesker und mit seinem Leichenwagen inspiriertem Aussehen hat sich der Chrysler PT Cruiser tapfer geschlagen. Die Existenz einer abscheulichen Cabriolet-Version hat fast für die Pole-Position gereicht und es bringt mir keine Freude, Ihnen mitteilen zu müssen, dass dieses Auto teilweise in Graz produziert wurde. Ein dunkler Abschnitt in der Geschichte Österreichs.

Der erste Stockerlplatz dieser persönlichen Liste ästhetischer Entgleisungen kommt jetzt nicht unerwartet: der "Wulst"-Multipla aus dem Hause Fiat.
Foto: Fiat

Und zu schlechter Letzt, last und most definitely auch least, der heilige Gral dieser gottlosen Rubrik und ungeschlagener Meister der letzten 25 Jahre: der Fiat Multipla. Unpackbar. An sich schon eine ästhetische Katastrophe, mit schauderhaften Proportionen und einem grauenvollen Heck. Ein Plätzchen auf dieser Liste wäre ihm ohnehin sicher gewesen, selbst wenn die Visage nicht vom berühmt-berüchtigten Wulst entstellt worden wäre. Hut ab. Das Fahrzeug an sich soll ja ganz praktisch gewesen sein, mit einem geräumigen und innovativen Innenraum. Darüber redet halt keiner und Fiat ist selbst daran schuld. Denn der Wulst hätte wirklich nicht sein müssen. (Felix Pisecker, 13.4.2023)