Bürgermeister Ludwig geht und steht hinter Rendi-Wagner. Doch tun das auch die Wiener Abgeordneten?

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Michael Ludwig hat sich eindeutig deklariert: Der Wiener Bürgermeister und Parteichef spricht sich vor der anstehenden Mitgliederbefragung für Pamela Rendi-Wagner als Vorsitzende der Bundes-SPÖ aus. Doch schlägt das auf die Ebenen darunter durch? Werfen sich auch die Mandatare und Funktionäre offiziell für die Amtsinhaberin ins Zeug?

Auf den SPÖ-Klub im Rathaus trifft das offenbar nicht zu, wie eine dem STANDARD vorliegende Mail zeigt. Der Nachrichtensender Puls 24 hatte an alle SPÖ-Abgeordneten des Gemeinderats die Anfrage geschickt, wie sie denn votieren werden. Sarah Hierhacker, Leiterin der Medienstelle des Klubs, schickte an die Mandatarinnen und Mandatare daraufhin eine Empfehlung.

Für und Wider bei allen dreien

Grundsätzlich stehe es jeder und jedem frei, auf die Anfrage zu antworten oder nicht, heißt es darin einleitend. Wenn ja, empfehle man aber folgende Beantwortung: "Ich werde selbstverständlich an der Mitgliederbefragung teilnehmen, um an der Meinungsbildung der Partei teilzunehmen. Für alle drei Kandidat:innen gibt es Für und Wider. Diese Abwägung treffe ich persönlich, nicht öffentlich. Eine Wahl, so auch diese Befragung, ist für mich frei von Beeinflussung, geheim und persönlich durchzuführen."

Der Textvorschlag sei für jene gedacht, die sich nicht deklarieren wollten, erläutert Hierhacker – wer sich aber outen wolle, dem stehe das natürlich ebenfalls frei. Warum der Klub im Gegensatz zu Ludwig nicht für Rendi-Wagner werben will? Was einem Parteichef zustehe, gezieme sich nicht für frei gewählte Mandatarinnen und Mandatare, sagt die Sprecherin. Sie gehe aber davon aus, dass sich viele Ludwigs Wahl anschließen werden.

Bemerkenswert ist auch der zweite Teil des Mails aus dem SPÖ-Rathausklub. Denn Puls 24 wollte ebenso wissen, ob die Abgeordneten für eine Stichwahl sind. Die empfohlene Antwort entspricht weniger der Linie Rendi-Wagners, die bei jeder noch so knappen Niederlage weichen will, als jener des Herausforderers Babler: "Wenn die Befragung kein klares Ergebnis bringt, muss es eine Stichwahl am Parteitag geben."

SPÖ-Abgeordneter Gremel für Babler

Ein Abgeordneter im SPÖ-Gemeinderat, Marus Gremel, hat sich diese Woche offen für Babler ausgesprochen. Seine Beweggründe schildert Gremel, der im Bezirk Alsergrund verankert ist, auf Bablers Homepage folgendermaßen: "Dass man mit konsequenter und beherzter Politik Menschen überzeugen kann, ohne durch das Auseinanderdividieren von Menschen zu versuchen, der rechte Schmiedl zu sein." Roter Vizeparteivorsitzender im Bezirk Alsergrund ist übrigens Nikolaus Kowall, der seine eigene Kandidatur für den SPÖ-Vorsitz nach Bablers Antritt zurückgezogen hat. (Gerald John, 14.4.2023)