Karl Welunschek war eine Triebfeder des freien Theaterschaffens im Wien der 1980er-Jahre.

Foto: Christian Jungwirth

Der Wiener Regisseur, Bühnenbildner und Theaterleiter Karl Welunschek ist unerwartet in der Nacht auf Freitag in Wien verstorben. Das gab seine ehemalige Lebensgefährtin, die Schauspielerin Brigitte Kren, dem STANDARD bekannt. Welunschek wurde 67 Jahre alt.

Hatte Welunschek nach seinem nicht mit Fortune verlaufenen Rabenhoftheater-Neustart ab dem Jahr 2001 den österreichischen Theaterbetrieb weitgehend hinter sich gelassen, so war er doch bis dahin und vor allem in den 1980er-Jahren eine der wichtigsten Persönlichkeiten und ein zentraler Initiator der freien Wiener Theaterszene. Zweimal erhielt er die Kainz-Medaille.

"Entsittlichung" als Ziel

Zu dem 1987 mit Beatrice Frey, Andrea Braunsteiner und Michael Zerz in Anlehnung an Bertolt Brecht gegründeten Wiener Ensemble gehörten Schauspieler, die später Rang und Namen hatten, wie Robert Hunger-Bühler, Karl Markovics, Fritz Karl, Julia Stemberger, Toni Böhm oder Wolf Bachofner. Mit Nestroy- und Wolfgang-Bauer-Inszenierungen – neben dem Rabenhof vor allem im Theater Der Kreis (heute Schauspielhaus Wien) – machte der gern angriffslustige Prinzipal Furore. Als Motto für den Rabenhof gab er beispielsweise "die Entsittlichung des Volkes" aus.

In den 1990er-Jahren arbeitete Welunschek bevorzugt im Ausland, vor allem in Deutschland, später auch in Israel und der Türkei. Der 1955 in Wien Geborene war auch als Kurator tätig, etwa für die Wiener Festwochen sowie das Stadtmuseum Graz. Zudem war er um das Werk Wolfgang Bauers bemüht, namentlich als Präsident der Wolfgang Bauer Foundation. In den letzten Jahren lebte Welunschek in seiner Wahlheimat Istanbul. (Margarete Affenzeller, 14.4.2023)