Es hat nicht sollen sein: Das Starship bleibt vorerst am Boden.
Foto: SpaceX

Ein mit Spannung erwarteter Testflug bis nahe an den Erdorbit musste abgesagt werden: Um 15:17 Uhr traf das US-Raumfahrtunternehmen Space X die Entscheidung, den ersten Start seines bisher leistungsfähigsten Raketensystems zumindest für Montag abzublasen. In der ersten Stufe der Rakete habe sich ein Problem mit einem Druckventil ergeben, das offenbar eingefroren war, hieß es zunächst.

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DER STANDARD

Das Starship – höher als die Freiheitsstatue – erwartete bis wenige Minuten vor dem für 15.20 Uhr MESZ (8.15 Uhr Ortszeit) anvisierten Lift-off am Space-X-Weltraumbahnhof Starbase nahe Boca Chica, Texas, das "Go!" für seine Reise um die halbe Erde. Dass der Start tatsächlich stattfindet, war bereits im Vorfeld angezweifelt worden, allerdings wegen der Witterungsbedingungen. Die Aussicht auf Winböen hatte dem Space-X-Team Kopfzerbrechen bereitet. Der nächste Startversuch soll laut SpaceX am Donnerstag stattfinden.

Zweimal das SLS

Das Starship ist das bislang ehrgeizigste Raketenprojekt von Elon Musks Firma Space X: Mit einer Höhe von 120 Metern und einem Startgewicht von rund 5.000 Tonnen stellt das Transportsystem das größte und leistungsstärkste Raumschiff der Raumfahrtgeschichte dar. In ihrer jetzigen Form ist die Starship-Rakete fast doppelt so stark wie das Space Launch System (SLS) der Nasa, das im November seinen ersten unbemannten Flug in die Erdumlaufbahn absolvierte und das Nasa-Raumschiff Orion auf eine zehntägige Reise um den Mond und zurück schickte.

Starship soll auch deutlich mehr Fracht fassen können, bis zu 100 Tonnen würde man damit in den Erdorbit heben können, so Space X. Langfristig soll Starship Astronauten zum Mars bringen, so die Hoffnung. Kurzfristiger könnte das System laut Nasa aber auch in ihrem Mondprogramm Artemis integriert werden. Ob und wann das sein könnte, hängt wohl auch vom Ausgang des anstehenden Testflugs ab.

Das Starship (der obere dunkle Teil) hat bereits einige Testflüge hinter sich, für den Booster darunter ist es eine Premiere.
Foto: SpaceX

Erster Super-Heavy-Flug

Das Starship setzt sich aus zwei Stufen zusammen, aus einem riesigen Booster, genannt Super Heavy, und dem eigentlichen Starship. Für den aktuellen Test kommen die Prototypen Starship 24 und Booster 7 zum Zug. Prototypen des Starship haben in den letzten Jahren bei fünf Testflügen eine Höhe von bis zu zehn Kilometern erreicht – bisweilen mit "explosiven" Vorfällen, der Super Heavy Booster jedoch hat den Boden noch nie verlassen.

Sowohl Super Heavy als auch Starship sind für eine vollständige Wiederverwendung ausgelegt – im konkreten Fall jedoch sollten Booster 7 und Starship 24 nur einmal fliegen: Die beiden Komponenten sollen getrennt voneinander sanft im Meer niedergehen und nicht auf dem Festland oder einem "Drohnenschiff" landen, wie es die ersten Stufen der SpaceX-Raketen Falcon 9 und Falcon Heavy bereits erfolgreich tun.

"So lange die Rampe nicht in die Luft fliegt"

Dass nicht alles glatt laufen könnte, hatte schon der Chef persönlich am Sonntag befürchtet. In einem Austausch mit Journalisten via Twitter teilte Elon Musk seine Gedanken zum Start: Die Chance, dass es zu einer Verzögerung komme, sei groß, wenn während des Countdowns etwas Ungewöhnliches auftrete. Auf die Frage, was seine größten Sorgen seien, meinte Musk: "Meine Liste ist ellenlang, aber meine größte Sorge ist es, die Rampe nicht in die Luft zu jagen." Ein Erfolg sei alles, bei dem die Rampe einigermaßen heil bleibe. (tberg, 17.4.2023)