Ex-Kanzler Sebastian Kurz bei einem Interview-Termin mit der Nachrichtenagentur APA im Herbst 2022.

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Zum Schluss war Sebastian Kurz wieder ganz der Alte: etwas süffisant, angriffig, "on message". Nach 59 Minuten Sendezeit wurde er von TV-Moderatorin Claudia Reiterer zu seiner eigenen Causa befragt, der Inseratenaffäre. Der Ex-Kanzler bestritt jegliche Vorwürfe, holte gegen politische Gegner aus; beteuerte, dass er sich auf einen Prozess freue, da er überzeugt sei, freigesprochen zu werden. Das kennt man.

Davor hatte er sich im Polittalkformat "Im Zentrum", in dem es eigentlich um das Verhältnis zwischen Europa und China ging, entspannter geriert. Geladen war er als Außenpolitikkenner – abseits der Ermittlungen, die zu seinem Rücktritt führten. Kurz, der neue Außenpolitikanalyst im Fernsehen? Viele stellen sich seither die Frage: Was hat er vor? Oder weniger wohlwollend: Ist das Litigation-PR?

Ex-Politiker, die nicht loslassen

Litigation-PR bezeichnet gezielte Pressearbeit im Sinne eines Beteiligten in einer juristischen Auseinandersetzung. "Natürlich ist das Litigation-PR", sagt der Politikberater Thomas Hofer. "Schließlich betont Sebastian Kurz laufend öffentlich, dass er die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für falsch hält." Das ist aus Sicht Hofers allerdings nicht der einzige Grund für Kurz' anhaltende Medienpräsenz: Es sei ein häufiger auftretendes Phänomen, dass Ex-Politiker nicht recht loslassen könnten.

Kurz selbst betont immer wieder, dass er kein politisches Comeback plane. Hofer hält das zumindest zum aktuellen Zeitpunkt auch für glaubwürdig – solange gegen Kurz ermittelt werde, sei eine politische Rückkehr "kaum möglich". Auch aus Kurz' Umfeld ist zu hören: In absehbarer Zeit denke er bestimmt nicht an ein Comeback; was die fernere Zukunft bringt, wisse niemand. Kurz sagt, er sei als Unternehmer glücklich, in der Politik habe er seinen "Beitrag geleistet". Er ist inzwischen international als Berater tätig. Auch dafür ist es natürlich nicht schlecht, mit internationalen Themen im Gespräch zu sein.

Viele Medienanfragen

Aus seinem Büro heißt es, dass Kurz laufend Medienanfragen aus dem Inland wie auch dem Ausland erreichen würden. Er sage zu, wenn ihn das Thema anspreche. Die meisten könne er aber "aus Zeitgründen" nicht annehmen. (Katharina Mittelstaedt, 17.4.2023)