Finanzielle Unabhängigkeit steht ganz oben auf der Liste der Motive für eine Lehrlingsausbildung.

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Lehrlinge sind umworben. Um junge Menschen für eine Lehrstelle zu gewinnen, lassen sich Betriebe vieles einfallen. Beim oberösterreichischen Aerospace-Unternehmen Facc gibt es für Lehrlinge beispielsweise zwei Wochen im Sommer zusätzlich frei.

"Um die Unterschiede zu Gleichaltrigen, die eine rein schulische Ausbildung machen, im Bereich der Sommerferien ein wenig zu schmälern, haben wir bei Facc daher beschlossen, unseren Lehrlingen zwei zusätzliche freie Sommerwochen zu geben. Dies kommt enorm gut an", sagt Robert Machtlinger, CEO von Facc und auch Präsident der Initiative Zukunft.Lehre.Österreich. (z.l.ö.). Seit mehr als fünf Jahren setzt sich die Initiative für eine Aufwertung der Lehre in der österreichischen Gesellschaft ein.

Finanziell auf eigenen Beinen stehen

Um die aktuelle Stimmung unter Lehrlingen, aber auch unter den Ausbildungsbetrieben zu erfassen, wurden im Auftrag der z.l.ö. und des Instituts für Arbeitsforschung zwei Studien vom Institut für Markt- und Sozialanalyse durchgeführt. Und bei den Lehrlingen bestätigt sich einmal mehr: Lehrlinge sind mit ihrer Ausbildungswahl hochzufrieden. Freiheit und finanzielle Unabhängigkeit sind die zentrale n Motive für die Lehrlingsausbildung.

"Die Möglichkeiten, die sich nach Abschluss der Lehre auftun, werden als vielfältig wahrgenommen. Gleichzeitig ist aber auch die Annahme, dass andere Schultypen immer noch einen besseren Aufstieg ermöglichen, fest in den Köpfen der Lehrlinge verankert", sagt Paul Eiselsberg, Senior Research Director Imas. Hier liegt für Machtlinger ein wichtiger Punkt, um das Image der Lehre aufzuwerten. "Die Lehre darf nicht als Bildungssackgasse wahrgenommen werden", unterstreicht er einmal mehr. Denn das stimme in keinster Weise. Neben dem Image gibt es aus Sicht der Lehrlinge Verbesserungspotenzial bei der Bezahlung, aber auch bei der Qualifikation der Ausbildnerinnen und Ausbildner.

Ausbildner vermissen Engagement bei Lehrlingen

In der zweiten Studie wurden Ausbildungsverantwortliche in den Unternehmen zu ihrer Wahrnehmung bei der Lehrlingsausbildung befragt. Und auch hier zeigt sich, dass "gutes Betriebsklima, eine sinnvolle Tätigkeit, aber auch attraktives Entgelt ausschlaggebend sind, um Fachkräfte auch nach der Lehre in den Betrieben halten zu können", ergänzt Eiselsberg.

Die große Herausforderung aus Sicht der Ausbildner sei die oft zu gering ausgeprägte Lern- und Leistungsbereitschaft sowie häufig auch fehlendes Engagement der Lehrlinge. In Bezug auf die eigenen Bereiche zeigt die Studie eine hohe Weiterbildungsbereitschaft bei den Lehrlingsverantwortlichen. Vor allem wie Inhalte Jugendlichen am besten vermittelt werden können, stehen ganz oben auf der Weiterbildungsliste. (Gudrun Ostermann, 18.4.2023)