"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt", so brachte es schon der österreichisch- englische Philosoph Ludwig Wittgenstein auf den Punkt. Gleichzeitig ist Sprache etwas höchst Lebendiges. Falls der eigene Wortschatz also nicht ausreicht, etwas zu beschreiben, das man mehr oder weniger regelmäßig erlebt oder empfindet, empfiehlt es sich, in anderen Sprachen nach einer möglichen Anleihe Ausschau zu halten – oder ein neues Wort für dieses Phänomen zu erfinden.

Was gehört für Sie mit einem Wort gesagt?
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Wenn Begriffe "unübersetzbar" sind

Denn in jeder Sprache gibt es Begriffe, die bislang nur in dieser mit einem einzigen Wort auf den Punkt gebracht werden. Im Deutschen wären das etwa Worte wie "Fernweh", "Fremdschämen", "Schadenfreude", "Schnapsidee", "Torschlusspanik", "verschlimmbessern", "Weltschmerz" oder "Zugzwang". Direkte Übersetzungen können schwierig sein, meist braucht es eine Umschreibung dafür, was gemeint ist und was dabei noch mitschwingt.

Im Japanischen gibt es etwa den Begriff "tsundoku" für die Angewohnheit, Bücher zu kaufen, um sie dann zu Hause stapelweise zu horten oder ungelesen ins Regal zu stellen. Ebenfalls im Japanischen existiert ein praktischer Begriff für Menschen, die mit ihrer Frisur unzufrieden sind: "age-otori" bedeutet, dass man nach dem Friseurbesuch schlimmer aussieht als vorher.

Im Norwegischen kennt man ein spezifisches Wort für ein Bier, das unter freiem Himmel getrunken wird: "utepils". Ebenfalls aus der Reihe "Fachbegriffe rund um Alkohol" stammt das finnische Wort "kalsarikännit". Der Begriff steht dafür, sich in Unterhosen zu Hause zu betrinken, sich also so richtig gehen zu lassen. Im Tschechischen hat sich das Wort "prozvonit" etabliert – für das Phänomen, bei einer anderen Person nur kurz das Handy klingeln zu lassen, damit diese einen dann zurückruft. Und ein sehr liebevolles Wort gibt es im brasilianischen Portugiesisch: "cafuné" beschreibt, jemandem mit den Fingerspitzen den Kopf zu streicheln oder durch die Haare zu streichen.

Vielleicht kennen Sie es ja aus eigener Erfahrung, dass Ihnen für eine ganz bestimmte Situation oder für ein Gefühl das passende Wort fehlt. Spricht man mit anderen darüber, merkt man häufig, dass man mit diesem Wunsch nicht alleine ist – und die gemeinsame Suche nach einem neuen Begriff kann beginnen.

Kennen Sie das?

Welches Wort aus einer anderen Sprache lieben Sie dafür, dass es etwas Komplexes rasch auf den Punkt bringt? Für welches Phänomen oder Gefühl vermissen Sie ein passendes Wort? Und haben Sie einen kreativen Vorschlag, wie der Begriff dafür lauten könnte? Tauschen Sie sich im Forum aus! (Daniela Herger, 18.4.2023)