Immer zum Scherzen aufgelegt: Multimilliardär Elon Musk.

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Sie kennen diese Geschichte. Tom Sawyer wurde von seiner Tante Polly angewiesen, einen Zaun zu streichen. Er würde lieber schwimmen gehen, gibt aber klein bei. Nach kurzer Zeit kommt dem Schelm aber eine Idee: Er tut so, als würde es Spaß machen, einen 30 Meter langen Zaun zu streichen. So will er die anderen Kinder überzeugen, ihn sogar dafür zu bezahlen, wenn sie mitmachen dürfen. Am Ende des Tages hat Tom kaum gearbeitet, ist aber der reichste Bub der Stadt.

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DER STANDARD

Das Geschäft von sozialen Medien war immer ein wenig seltsam. Auf der Facebook-Startseite hieß es immer, dass die Nutzung der Plattform gratis sei und immer gratis bleiben werde. Wenn man aber nicht für das Produkt zahlt, dann ist man selbst das Produkt, merkten Kritiker an. Das bedeutet: Man produziert dort den Content und ist zugleich das Ziel datengetriebener Werbeanzeigen. Ein Modell, das durch Regulierung immer mehr unter Beschuss gerät.

Der einst reichste Bub der Welt

Daraus ergibt sich die folgende Geschichte, die Sie wohl ebenfalls kennen. Elon Musk wurde vom Gericht angewiesen, ein Social Network zu kaufen. Er würde lieber den Mars besiedeln, gibt aber klein dabei. Nach kurzer Zeit kommt dem Schelm eine Idee: Er tut so, als würde es Spaß machen, sich regelmäßig durch geschmacklose Memes zum Gespött der Leute zu machen. So will er die anderen User überzeugen, ihn sogar dafür zu bezahlen.

Wird Elon Musk am Ende wieder der reichste Mensch der Welt sein? Vermutlich hätte es der Tom Sawyer des 21. Jahrhunderts gerne so. Ärgerlich für ihn ist bloß, dass die anderen Kinder in der Realität schlauer sind – und sich Prominente wie Stephen King sogar öffentlich beschweren, dass Musk ihnen den blauen Verifizierungshaken geschenkt hat und so fälschlicherweise suggeriert, der Starautor würde dafür bezahlen.

Dabei war King ganz im Gegenteil jener, der darauf verwiesen hatte, dass Twitter eigentlich ihm Geld für den Content zahlen sollte, den er auf der Plattform produziert. King hat die Geschichten von "Tom Sawyer" vermutlich auch gelesen. Vielleicht sollten wir alle seinem Beispiel folgen und uns in Bücher vertiefen, anstatt auf der Zeitverschwendungsmaschine Twitter unser Leben zu verschwenden. (Stefan Mey, 24.4.2023)