Für Politikberater Thomas Hofer ist die Sache klar: Er geht davon aus, dass es spätestens nach dem Höhenflug der KPÖ bei der Salzburger Landtagswahl am Sonntag "intensive und noch intensivere Überlegungen als bisher" für das Antreten einer linken Partei bei der Nationalratswahl 2024 gebe.

Denn ein Muster habe sich bei vergangenen Wahlen auf verschiedenen politischen Ebenen Österreichs klar gezeigt: Frustpotenzial entlade sich nicht zwangsweise rechts. "Das kann durchaus in Richtung Linkspopulismus gehen", sagt Hofer im Gespräch mit dem STANDARD. "Das hat die KPÖ gezeigt in Salzburg, in der Steiermark bzw. in Graz. Das hat aber auch ein Dominik Wlazny gezeigt bei der Bundespräsidentschaftswahl." Ein linkes Angebot müsse daher nicht unbedingt unter dem Dach der KPÖ etabliert werden, sagt Hofer.

Während sich die KPÖ bereits personell für die Bundespolitik aufstellt, gibt sich der erwähnte Chef der Bierpartei allerdings (noch) zögerlich. "Über ein mögliches Antreten bei der Nationalratswahl werden wir uns zu gegebenem Zeitpunkt äußern", lässt er dem STANDARD nach der Salzburg-Wahl ausrichten – nicht zum ersten Mal.

Dominik Wlazny, Chef der Bierpartei und bekannt als Kunstfigur Marco Pogo, will seine politischen Zukunftspläne noch nicht bekanntgeben.
Foto: Regine Hendrich

Seit der 36-Jährige bei der Präsidentschaftswahl im Herbst 2022 mit dezidiert linken Ansagen rund 8,3 Prozent der Stimmen holte, vertröstet die Bierpartei neugierige Journalistinnen und Journalisten mit diesem Satz. Den Spekulationen tut das keinen Abbruch. Mit ein Grund dafür: Manche interpretierten Wlaznys Teilnahme am Rennen um die Hofburg von vornherein als Testlauf für die nächste Nationalratswahl. Der studierte Mediziner stritt dies stets ab. Bei seiner Entscheidung wolle er sich jedenfalls nicht unter Druck setzen lassen, betonte er stets.

Gute Ausgangslage

Versucht hat es die Bierpartei in der Bundespolitik schon einmal: Bereits 2019 trat sie bei der Nationalratswahl an. Damals holte sie magere 0,1 Prozent der Stimmen. Die jetzige Ausgangslage ist laut dem Experten Hofer um einiges besser. "Wenn Sie die Bierpartei von Herrn Wlazny abfragen, dann kommt diese viele Monate nach der Bundespräsidentschaftswahl relativ klar und relativ sicher in den Nationalrat. Auf das müssen sich die anderen Parteien einstellen."

Eine Festlegung lässt sich Wlazny allerdings dann doch entlocken: Sollte die Bierpartei bei der Nationalratswahl dabei sein wollen, werde sie jedenfalls für sich antreten. "Die Bierpartei plant kein Bündnis mit einer anderen Partei einzugehen", heißt es aus dem Presseteam. Einstweilen gehe Wlazny "seinen Berufen" nach. Die da wären: Musiker in der Rolle der Kunstfigur Marco Pogo, Unternehmer und Bezirkspolitiker in Wien-Simmering. (Stefanie Rachbauer, 25.4.2023)