Die kinderärztliche Versorgung fußt zum Teil schon stark auf dem Wahlarztsystem.

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Wahlärztinnen und Wahlärzte sind aus dem niedergelassenen Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde derzeit nicht wegzudenken. Viele Familien leisten sich Zusatzversicherungen, weil es nicht genügend Kassenordinationen gibt. Das geht sich aber nur für jene aus, die das Geld dafür jeden Monat erübrigen können, und es geht oft nur so lange gut, wie diese Beiträge leistbar sind – solange die Sprösslinge jung und gesund sind also.

In einem solidarischen Gesundheitssystem, dessen sich Österreich rühmt, sollten aber alle Kinder Zugang zu qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung haben. Inzwischen hat es jedoch viele Kinderärztinnen und Kinderärzte in den Wahlarztbereich gezogen – oft aus dem schlichten Grund, dass sie so besser arbeiten können. Das hinterlässt große Lücken im Kassenbereich.

Teamarbeiter statt Alleinkämpferinnen

In Wien versuchen Ärztekammer und Gesundheitskasse nun, ihn mithilfe von medizinischen Zentren wieder auf solidere Beine zu stellen. Denn so sollen bereits offene kinderärztliche Kassenstellen sich doch wieder besetzen lassen, weil die Ärztinnen und Ärzte dort nicht als Alleinkämpferinnen und Alleinkämpfer unterwegs sind, sondern im Team arbeiten können. Diese Primärversorgungszentren ergeben auch aus Patientensicht Sinn, da Familien vor Ort auch therapeutische Angebote erhalten. Gerade Familien, die viele Probleme – unter anderem finanzieller Natur – haben, können nicht von einem Ende der Stadt zum anderen fahren, um ihrem Kind einen Therapieplatz auf Kasse zu ermöglichen.

So weit die Vorteile. Dass die Aussicht auf Teamwork den Fachärztinnen und Fachärzten aber ausreicht, um sie wieder in den Kassenbereich zu ziehen, muss sich erst bewahrheiten. Und die Präsentation dieser neuen Form kindermedizinischer Zentren auf Kasse sollte auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass von einer Erhöhung der Kassenplanstellen, also einer deutlichen Anhebung der Zahl der Kinderärztinnen und Kinderärzte auf Kasse in Wien, am Dienstag keine Rede war. (Gudrun Springer, 25.4.2023)