Je nachdem, wie viele Nachtdienste und Wochenenden die Pflegefachassistentin arbeitet, verdient sie zwischen 2.500 und 2.800 Euro netto (Symbolbild).
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"Als Pflegefachassistenten sind wir in der Notaufnahme für den Wartebereich und die Ambulanz zuständig. Bei Notfällen sind wir quasi die erste medizinische Anlaufstelle. Und wir sind direkt am Patienten: Wir legen die Venenverweilkanüle, machen die Blutabnahme, schreiben das EKG, fragen die Patienten einmal aus, wo genau, wie lange und wie schwer sie Beschwerden haben. Mit den Informationen gehen wir dann zu den Ärzten, um Medikamente anordnen zu lassen. Und das geben wir dann an die diplomierte Fachkraft weiter, die die angeordneten Medikamente mischt und den Patienten anhängt.

Im Dienst sollten wir eigentlich immer zu sechst sein: vier diplomierte Pflegefachkräfte und zwei Pflegefachassistenten. Früher waren es sogar sechs Diplomierte. Aktuell ist es nicht immer so, dass die geplante Besatzung auch wirklich jeden Tag da ist. Manchmal sind wir zu fünft. An ganz, ganz schlimmen Tagen sogar nur zu dritt oder zu viert. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Kolleginnen und Kollegen im Krankenstand sind. Aber vor allem jetzt in der Urlaubszeit wird es wahrscheinlich wieder schlimmer.

Ich arbeite seit elf Jahren in der Pflege und habe mir auch schon echt viele Stationen angeschaut. Doch egal, in welchem Bereich man ist, die Arbeitsbedingungen ändern sich nicht. Viele Leute sind unzufrieden und überarbeitet – und das merkt man. Manche Kolleginnen und Kollegen haben typische Burnout-Symptome. Sie nehmen es nur meist selbst nicht wahr. Nicht einmal dann, wenn sie Menschen betreuen, die genau dieselben Symptome haben wie sie.

Ständig in Bewegung

Als Pflegefachassistentin habe ich am Monatsende zwischen 2.500 und 2.800 Euro netto auf meinem Konto. Wie hoch das Gehalt ausfällt, kommt aber ganz darauf an, wie viele Nachtdienste und Wochenenden ich gemacht habe. Also, so spezifisch kann man das nicht sagen. Das Bruttogehalt sind um die 3.000 Euro 14-mal pro Jahr.

Ich arbeite Vollzeit mit 40 Stunden pro Woche. Bei uns wird auch versucht, diese Arbeitszeit wirklich einzuhalten. Aber wenn das Personal fehlt, dann ist es nicht unüblich, dass man auch mal 60 Stunden die Woche arbeitet. Die geleisteten Überstunden werden zwar ausbezahlt. Mir wäre es aber lieber, nicht regelmäßig mehr arbeiten zu müssen. Außerdem: Umso mehr man gehaltsmäßig bekommt, umso mehr wird ja auch abgezogen.

Und ich würde auch nicht sagen, dass das Gehalt wirklich ausreichend ist für die Arbeitsbedingungen, die in der Notaufnahme herrschen. Man ist ständig in Bewegung, läuft auf und ab und steht unter Strom. In der Notaufnahme verdient man vielleicht einen Hunderter mehr als auf einer anderen Station. Aber ob das wirklich das Wahre ist? Die erste Mahlzeit wird meist erst um zwei oder um drei Uhr nachmittags eingenommen – wenn überhaupt.

Abwechslung im Job

Es kommen regelmäßig Leute aus anderen Bereichen zu uns schnuppern und wollen zunächst auch bleiben. Aber nach einem Monat sind die meisten wirklich ausgelaugt und gehen wieder. Auf anderen Stationen im Krankenhaus hat man einfach mehr Routine als bei uns. Was aber nicht heißen soll, dass die Arbeitsbedingungen dort besser sind, denn es herrscht überall Personalmangel.

Warum ich in der Pflege arbeite? Weil ich eine wissbegierige Person bin. Ich habe mir einfach schon immer gerne alles angeschaut. Zuletzt habe ich mich für die Notaufnahme entschieden, weil ich mehr Abwechslung wollte und dadurch, dass ich so viel Vorerfahrung habe und viele Erkrankungen und die Therapien dazu kenne, habe ich mir gedacht, ich bin hier genau richtig.

Physische und mentale Belastung

Wie lange ich den Job machen werde, weiß ich allerdings nicht. Noch bin ich jung und fühle mich fit. Aber wenn man nicht krank werden will, dann sollte man nicht bis zum Pensionsalter in der Pflege arbeiten – und da ist es egal, welcher Bereich. Vor allem jetzt, wo das Pensionsalter noch einmal angehoben wurde, stelle ich es mir besonders schwierig vor. Denn der Job geht nicht nur auf den Körper, sondern genauso auf die Psyche. In der Pflege wäre ich deshalb für eine Pension ab 60 Jahren.

Es ist auch ziemlich schwierig, wenn man in diesem Beruf Mama ist. Man wird viel zu oft vor die Entscheidung gestellt: Beruf oder Familie. Ohne die Unterstützung in der Familie wäre es für mich nicht vereinbar. Und wenn das Kind dann irgendwann mal sagt: "Mama oder Papa, du warst nicht da", dann hat das Kind vollkommen recht und man muss mit dem schlechten Gewissen leben. Darüber denke ich schon oft nach.

Skandinavien als Vorbild

Insgesamt finde ich es wichtig, dass über Missstände in der Pflege berichtet wird, aber auch darüber, wie wichtig unsere Arbeit ist. Das Problem: Es kommt keine Veränderung. Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die seit 25 Jahren in dem Beruf sind und sagen, es hat sich seitdem noch nichts geändert. Vorschläge wie weniger Wochenstunden bei gleichem Gehalt wären natürlich super. Aber das umzusetzen wird schwierig, wenn das Personal nicht aufgestockt wird.

Eine Möglichkeit zur Verbesserung sehe ich auch im Ausbau der präventiven Vorsorge, zum Beispiel durch Community-Nurses, also Ansprechpersonen außerhalb der Krankenhäuser, wie es in den skandinavischen Ländern bereits gelebt wird. Hier hinken wir in Österreich aber noch hinterher." (Anika Dang, 3.5.2023)