Zeichnung aus dem Gerichtssaal. Zu sehen sind E. Jean Carroll und Donald Trumps Anwalt Joe Tacopina.

Foto: Reuters/JANE ROSENBERG

Alle sind gegen ihn, weil er für euch ist: Dieses in Österreich wohlbekannte Narrativ nutzt auch Donald Trump, wenn es um seine vielen juristischen Probleme geht. Nun, nachdem er wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung in einem Zivilprozess schuldig gesprochen wurde, spricht er wieder von der "größten Hexenjagd aller Zeiten". Nach dem Motto "Jetzt erst recht" schafft er es weiterhin, große Teile des republikanischen Lagers hinter sich zu scharen.

Doch schön langsam mehren sich die Stimmen jener, die sich das ganze Theater nicht mehr antun wollen. Die beiden republikanischen Senatoren John Cornyn und John Thune etwa warnen vor den Auswirkungen auf die Wahl im nächsten Jahr. Ersterer sagt gar: "Ich denke nicht, dass Trump gewählt würde. Man kann eine Wahl nicht nur mit seiner Basis gewinnen."

Große Brocken kommen noch

Dabei sind der jetzige Schuldspruch und die Ende März erfolgte Anklage wegen angeblicher Schweigegeldzahlungen noch Trumps geringere juristische Probleme. Die wirklich großen Brocken wie seine Rolle beim Kapitolsturm oder mögliche Wahlmanipulation kommen wohl erst noch.

Bis dahin wird Trump weiter versuchen, den Schuldspruch herunterzuspielen. Es stimmt schon, es war nur ein Zivilprozess, und er wurde nur zu Schadenersatz verurteilt. Doch nun ist er auch von offizieller Seite ein "predator", wie man in den USA zu Sexualtätern sagt – ein Raubtier. Das sollte man nicht unterschätzen. (Kim Son Hoang, 10.5.2023)