Seit 1999 betreibt Florist Andreas Bamesberger die Zweigstelle in Wien.

Foto: Michael Steingruber

"Man könnte annehmen, in Zeiten der Inflation sparen die Menschen bei Blumen als Erstes ein. Auf unsere Kundschaft trifft das zum Glück nicht zu. Der Anteil des Gassenverkaufs liegt bei uns im Unternehmen bei circa 20 Prozent. Dieser Bereich ist mir wichtig, wenngleich der Aufwand dafür ungleich höher ist als bei Veranstaltungen. Wir sind ja auf Event- und Hotelausstattung spezialisiert. An den Tagen vor dem Muttertag steigen die Umsätze. Der Sonntag selbst ist nicht so relevant, wir könnten prinzipiell auch zulassen. Aber ich finde, es ist eine schöne Tradition. Da kommen Väter mit den kleinen Kindern und suchen gemeinsam Blumen für die Mama aus. Das finde ich süß. Zu speziellen Anlässen kaufen die Menschen am liebsten gestaltete Bouquets und nicht wie zum Beispiel im Frühling puristische Sträuße wie einen Bund Tulpen.

Früher war die Hortensie der Favorit für den Ehrentag der Mütter. Man nannte ihn sogar Muttertagsstock. Noch heute werden die Blumen zu diesem Anlass hin gezogen. Ich glaube die Beliebtheit ist auf die barocke Üppigkeit der Hortensie zurückzuführen. Schnittblumen waren mit Beginn der Nachkriegszeit und bis in die 70er-Jahre eher ein elitäres Gut. Es war, als würde man Geld wegwerfen, weil man es für etwas Vergängliches ausgab. Die Auswahl der verschenkten Blumen war eher zweitrangig. Die Geste zählte. Das änderte sich mit dem neuen Jahrtausend.

Eruptiver Schub

Alles wurde zum Design. Die Menschen befassten sich plötzlich mehr mit der Materie, suchten etwas, das zu ihnen passt, und begannen, Sträuße auch für sich selbst zu kaufen. Ihnen wurde bewusst, dass man Blumen schön gestalten und sie in eine stylische Vase stellen kann. Es war ein eruptiver Schub. In Wien waren wir mit der Zweigstelle, die es seit 1999 gibt, gemeinsam mit Blumenkraft und Lederleitner in dieser Entwicklung Vorreiter. Es soll nicht protzig klingen, aber von dem her ist es nachvollziehbar, dass sich viele noch immer an uns orientieren. Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung.

Es wundert mich jedoch, dass sich die junge Generation nicht von den Vorgängern abgrenzt. Ich wollte damals alles anders machen als die Alten. Das vermisse ich heute etwas.

Andreas Bamesberger vor seinem Geschäft in der Wiener Porzellangasse.
Foto: Michael Steingruber

Leider ist es nicht einfach, Lehrlinge zu finden. Es gibt nur drei bis vier Lehrberufe, die schlechter bezahlt sind als die Floristik. Vor allem die Meisterausbildung geht an die Substanz. Wenn man dafür 15.000 Euro in anderthalb Jahren investiert und dann nur mit 1.270 Euro netto im Monat einsteigt, ist das eine Frechheit. Man kann nicht verlangen, dass es eine Ausbildung gibt, um die Qualität des Berufsstandes zu heben, und dann die Kollektivverträge so niedrig halten. Wobei man auch sagen muss, dass gute, ambitionierte Floristen durchaus das Doppelte davon verdienen.

Die letzten Jahre waren Corona-bedingt sehr schwierig für uns. Aber einen positiven Aspekt hatte die Pandemie: Die Menschen haben ein stärkeres Bewusstsein für den Stellenwert von Handwerksberufen entwickelt. Früher wurden wir zum Beispiel mit Bau-, Garten- oder Supermärkten verglichen und für die höheren Preise kritisiert. Das kann man aber natürlich gar nicht vergleichen. Am meisten gibt unsere Kundschaft übrigens am Valentinstag aus. Da lassen sich manche einen Strauß auch schon einmal 260 Euro kosten." (Michael Steingruber, 13.5.2023)