Die Verlotterung des Tons in der österreichischen Politik ist ein bekanntes Faktum. Da hat man sich in der SPÖ gedacht – da machen wir mit! Was die anderen können, das können wir auch!

So muss das Sujet auf dem Twitter-Account der SPÖ zustande gekommen sein, das ein Konterfei eines leicht verschwiemelten Vizekanzlers Werner Kogler zeigt. Mit der Aufschrift: "Würdest Du diesem Mann ein Antiteuerungspaket abkaufen?"

Die SPÖ sorgt mit einem Tweet für Irritationen.
Foto: Heribert Corn

Subtext: Dieser Mann ist unehrlich und ein Betrüger.

Die Frage hat ein historisches Vorbild: Vor langer, langer Zeit verwendeten es die US-Demokraten im Wahlkampf gegen Richard Nixon: "Würdest Du diesem Mann einen Gebrauchtwagen abkaufen?" Im Fall von "Tricky Dick" Nixon hatte das noch ein gewisses Tatsachensubstrat, denn er musste als Präsident wegen des Watergate-Skandals 1974 zurücktreten. Man mag über Kogler denken, wie man will – aber "Betrüger"? Das gilt auch für Bundeskanzler Karl Nehammer und Arbeitsminister Martin Kocher, die ähnlich abgewertet werden. In der SPÖ funktioniert vieles nicht. Unter anderem die Parteizentrale, die sich derzeit schwertut mit einer Mitgliederbefragung und die offenbar ein Social-Media-Team hat, in dem Scharfmacher nicht beaufsichtigt werden. Wir wollten ja nur das mangelnde Vertrauen in die Regierung illustrieren, heißt es in der SPÖ. Trotzdem kein Grund, sich um den "Herbert-Kickl-Preis für grindige Polemik" zu bewerben. (Hans Rauscher, 13.5.2023)