Im alpinen Westen des Landes wird der Boden knapp, insbesondere für den sozialen Wohnbau.

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Wohnen wird immer teurer. Die Mieten steigen stark, auch wegen der Inflation. Und auch die Preise für Wohneigentum sind hoch, das liegt an steigenden Zinsen, an hohen Baukosten und – an teuren Grundstücken. Im alpinen Westen des Landes wird der Boden knapp, insbesondere für den sozialen Wohnbau, dem in Zeiten der Teuerungskrise aber eine umso wichtigere Rolle zukommt.

In den letzten Jahren wurde den Auswüchsen des Immobilienmarkts zu sorglos zugeschaut. Anleger- und Zweitwohnsitzprojekte liefen wie geschmiert, Bauträger zahlten absurde Preise für Grundstücke, das zog den gesamten Markt nach oben. Jetzt müssten die Bodenpreise eigentlich wieder sinken – doch wer nicht verkaufen muss, verkauft oft nicht.

Problem Baulandhortung

Das Problem der Baulandhortung ist schon länger bekannt, in nächster Zeit wird es aber noch an Brisanz gewinnen. Denn der Druck, sorgsamer mit dem Boden umzugehen, steigt und steigt. Andererseits wächst auch die Bevölkerung. Die große Kunst der nächsten Zeit wird also sein, weiterhin Wohnraum zu schaffen und dabei maximal bodensparend vorzugehen. Letzteres ist unsere Pflicht, wollen wir den nächsten Generationen nicht ein völlig verbautes und zersiedeltes Heimatland überlassen, das sich nicht mehr selbst mit Nahrung versorgen kann und dessen Bevölkerung in weiten Teilen aus Gründen grotesk falscher Raumplanung auf ewig auf das Auto angewiesen ist. Dafür hat es schon Punkt zwölf geschlagen.

Was wäre also zu tun? Die Bodenstrategie, an der Bund, Länder und Gemeinden seit eineinhalb Jahren arbeiten, muss endlich beschlossen werden, und sie braucht verbindliche Etappenziele, wie der Bodenverbrauch bis 2030 von derzeit mehr als zehn auf nur noch 2,5 Hektar pro Tag reduziert werden kann. Bis 2050 muss dann die Nettonull stehen, das ist eine Vorgabe der EU. Sieht man sich im Land um, ist das noch kaum angekommen. Im Burgenland und in Oberösterreich bekämpft die ÖVP sämtliche Maßnahmen, bereits gewidmetes Bauland zu mobilisieren. Das ist erstaunlich für eine Partei, die laut ihrem Chef "alle Österreicher zu Eigentümern" machen will, denn sie macht damit Politik nur für jene, die ohnehin schon Liegenschaften besitzen.

Größerer Druck beim Leerstand

Die vielen ungenutzten Flächen im Land wären der leichteste Hebel, um neue Widmungen zu vermeiden. Der Druck auf den Leerstand muss also größer werden, das Bauen im Bestand vereinfacht, auf der grünen Wiese erschwert werden. Vorbildliche Beispiele, wie die Qualitäten eines Einfamilienhauses im mehrgeschoßigen Wohnbau auf dem Land erreicht werden könnten, sind bitter nötig. Und das alles müsste am besten von ganz oben kommen, beginnend mit einem Bundesraumordnungsgesetz bis hin zu ganz viel Unterstützung und Beratung für die Gemeinden, denn diese werden – wenn man ihnen schon die Widmungskompetenzen nicht entziehen kann oder will – das Bodensparen umsetzen müssen. In der Theorie ist alles längst bekannt. Es ist nun Zeit, endlich ins Tun zu kommen. (Martin Putschögl, 15.5.2023)