Die möglichen Szenarien nach der Parlamentswahl in Thailand schwanken von katastrophal bis nicht ganz so desaströs – vorerst. Im schlimmsten Fall wird das mächtige Militär seinem einstigen Chef Prayut Chan-o-cha, der nun als Ministerpräsident eine deftige Wahlniederlage kassiert hat, das Amt retten und dafür zu Flunkereien greifen.

Konnte am Sonntag feiern: Pita Limjaroenrat hat die Wahlen in Thailand gewonnen.
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Die mögliche Folge: Die Protestbewegung von 2020, die nun in den jetzt erfolgreichen Oppositionsparteien mitmischt, formiert sich wieder und geht auf die Straßen. Die Behörden gehen rigoros vor. Es kommt zu Unruhen, das Land spaltet sich weiter. Zum Schluss behält das Militär die Oberhand.

In einem optimistischeren Szenario schaffen es die Oppositionsparteien trotz verfassungsrechtlicher Hürden, eine Regierungsmehrheit zu bilden. Aus Angst vor Ausschreitungen und aufgrund des deutlichen Wahlergebnisses verzichtet das Militär auf eine Intervention – aber nur, solange die neue Koalition darauf verzichtet, Königshaus oder Militär auf die Zehen zu steigen. Das gilt auf Dauer aber als unwahrscheinlich. Dann werden die Generäle doch wieder eingreifen.

In den letzten 89 Jahren gab es zwölf erfolgreiche Staatsstreiche in Thailand. Immer wenn das Militär seine Macht bedroht sah, ließ es alle Hemmungen fallen und schreckte vor keiner Gegenmaßnahme zurück. Man wünscht dem Land und vor allem seiner jungen Bevölkerung von Herzen, dass sich daran etwas ändert. Doch der Glaube daran fehlt. (Kim Son Hoang, 16.5.2023)