Einst wurde das Backsteingebäude unweit des Wiener Hauptbahnhofs in Favoriten als Lagerhalle genutzt, viel später wurde die Gösserhalle zur Eventlocation. Nun wird aus dem, was von der 1902 errichteten Halle übrig geblieben ist, ein modernes Bürogebäude. Ende Juni bezieht das Start-up Waterdrop, das einen zuckerfreien Geschmackszusatz für Wasser herstellt, als Mieter das Gebäude, im Erdgeschoß wird ab Juli außerdem ein Lokal seine Tore öffnen.

Bild: Gösserhalle GmbH

Bis dahin ist aber noch viel zu tun. In aller Herrgottsfrüh schurln daher auf der Baustelle schon die Arbeiter herum, aber das Atrium, in dessen Mitte ein Baum gepflanzt wird, ist schon weitgehend fertig. Im Keller sind Fitnessstudio, Fotostudio und eine Werkstätte geplant, um den Innenausbau kümmert sich aber der Mieter.

Der Konnex zwischen Alt und Neu sei nicht ganz einfach gewesen, heißt es bei einer Führung durch das Gebäude. Ursprünglich war geplant, die alten Mauern ins Gebäude zu inkludieren, letztendlich ist man mit dem dreistöckigen Neubau, der samt Keller entstanden ist, einen Meter von der Ziegelmauer abgerückt, die statisch ertüchtigt und aus optischen Gründen in der obersten Reihe mit Deckstein ergänzt wurde. Ursprünglich seien in der Mauer viele Löcher und Leitungsführungen zu sehen gewesen.

Bild: Gösserhalle GmbH

Der Zustand der Flächen sei insgesamt "erbärmlich" gewesen, sagt Zivilingenieur und Eigentümer Klaus Stanek, technisch sei die Halle völlig am Ende gewesen. Stanek hat die Halle 2017 erworben und als Eventlocation genutzt, die Corona-Pandemie und dadurch fehlende Nachfrage habe die Entwicklung dann aber beschleunigt. 2021 wurde mit dem Tiefbau begonnen, mit dem Hochbau dann im März des Vorjahrs.

Foto: Gösserhalle Gmbh

Der Bezug der ehemaligen Gösserhalle wird inmitten einer Großbaustelle erfolgen. Im Stadtentwicklungsgebiet Neues Landgut entstehen über die nächsten Jahre insgesamt 1.500 Wohnungen und ein Bildungscampus. Die Bäume im zentralen Park sind schon gepflanzt, die Schule wird im Herbst eröffnen.

Eine weitere alte Halle, die noch im Besitz der ÖBB ist, wird wohl auch noch revitalisiert werden. Baustellenlärm wird also noch längere Zeit zur Kulisse dazugehören. (zof, 23.5.2023)