Nach seiner umjubelten Performance an der Wiener Staatsoper - als Netrebkos Partner in Liebestrank - will man eindeutige Prognosen eher nicht abgeben. Unzweifelhaft verfügt der Mexikaner über ein klangschönes, nicht alltägliches Timbre und pendelt mit seinen wohlgeführten Kantilenen zwischen operngerechtem Schmachten und Pianissimotraurigkeit. Trägt also effektvoll dick auf.
Im Volumenbereich sind jedoch einige Unscheinbarkeit bewirkende Defizite zu erkennen. Wobei man sagen muss, dass das Orchester unter Alfred Eschwé auch seinen lärmigen Teil dazu beitrug, dass aus dem Tenor mitunter ein Opernpantomime wurde. Dennoch: Wie er im Sommer bei den Salzburger Festspielen als Alfredo und Traviata-Partner - wiederum - von Netrebko die Dimensionen des Großen Festspielhauses bewältigen soll, ist eine durchaus zu stellende Frage.
Das Hoffnungsweckende allerdings ist, dass wir hier einen Sänger haben, der auch als Schauspieler glänzt. Als Nemorino ist er von einer lebendigen Komik, die zeigt, dass er selbst als Clown Karriere machen würde. Der Netrebko jedenfalls stahl er ein wenig die Show. Wenngleich die russische Diva nach wie vor durch unglaublich vollen Klang, Koloraturleichtigkeit und erfrischende Direktheit in Sachen Darstellung auch von Liebesszenen glänzt ...