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Wien - Der Linzer Meinungsforscher Werner Beutelmeyer betont, dass seriöse Aussagen über eine neue politische Bewegung erst möglich sind, wenn sich die Marke dieser Partei eingebrannt hat: "BZÖ kennt derzeit noch niemand, allerdings kennt man Jörg Haider. Das ist bei der Markenbildung ähnlich: Ein Unternehmen, das aus irgend einem Grund seinen Namen wechselt, muss möglichst viel von dem, was positiv besetzt ist, in das neue Markenbild mitnehmen - und wenn etwas eher negativ besetzt ist, sollte man das möglichst zurücklassen."

Eine "Verpuppung" und Neupositionierung sei allerdings für eine Partei unter ständiger aufmerksamer und kritischer Beobachtung der Öffentlichkeit wesentlich schwieriger als wenn ein Unternehmen eine strategische Neupositionierung durchführen kann, wie es etwa bei Versicherungsunternehmen üblich ist, die gelegentlich ihre Marke wechseln und nachher mindestens so viel Vertrauen genießen wie die "altbekannten" Marken.

market-Chef Beutelmeyer zeigte im STANDARD-Gespräch auch Zweifel, dass Haider heute noch ein zentrales Marken-Asset darstellen kann. "Auch muss man sich fragen, wie rasch es gelingen wird, unter einer neuen Parteifarbe und mit neuem Namen eine Marke zu schaffen: Unternehmen haben dafür üblicherweise beachtliche Marketingbudgets bereitgestellt - die sehe ich beim BZÖ nicht."

Dass das beim Liberalen Forum vor zwölf Jahren mit minimalem Budget gut gelungen ist, sei nicht unbedingt vergleichbar: "Das Liberale Forum hat sich damals ganz klar gegen einen bekannten Kurs gestellt - gegen Haider. Aber wenn sich Haider nun gegen das stellt, was seine eigene Partei war, versteht man das viel weniger."

"Das ist irgendwo zwischen Befreiungs- und Verzweiflungsschlag angesiedelt", kommentiert der Politologe Peter Filzmaier im Gespräch mit dem STANDARD die Gründung des BZÖ. Dieses müsse nun auf späte Wahlen 2006 hoffen, denn: "Ich halte es für möglich, dass sie bis dahin das erreichen können, worum es nur noch gehen kann: wieder sicher im Parlament zu sein und rein rechnerisch im Regierungsspiel." Der große Vorteil des BZÖ könnte darin liegen, dass die FPÖ-Alt bis dahin "in der Versenkung verschwunden ist". Mit ein paar Angeboten könnten dann die heimatlosen rechtsgerichteten Stimmen eingefangen werden, glaubt Filzmaier.

Für die Regierungsarbeit sieht er jetzt auch Positives: "So paradox es klingt, könnte die Reststabilität erhalten bleiben. Weil, jetzt ist man ja ganz unter sich." Nachsatz: Nur die Parlamentarier dürfen sich nicht zerstreiten. (cs, pm/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.4.2005)