Wieder einmal war großspurig ein politischer Gipfelsturm angekündigt. Nach dem Arbeitsmarktgipfel ein Schulgipfel. Am Seil fünf Bergsteiger, angeführt von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Neben den erfahrenen Kanzlerbegleitern Elisabeth Gehrer und Hubert Gorbach waren zwei für Schüssels Gipfelstürme eher ungewöhnliche Berg^kameraden dabei - nämlich SP-Chef Alfred Gusenbauer und Kardinal Christoph Schönborn. Die fünf hatten nicht weniger vor, als die Schulreform, die die nun schwarz-orange Regierung seit Langem wie bleiernes Gerät den Berg hochschleppt, auf den Gipfel zu hieven - und scheiterten.

Im Basislager gab die Seilschaft w. o. und verkündete, auf dem besonders unwirtlichen Steig bis ganz oben, von wo es den freien Panoramablick auf eine neu gestaltete Schullandschaft geben würde, sollen die Parlamentarier vorangehen - quasi die Sherpas der Demokratie. Die Lastenträger einer Gruppe, die sich übernommen hat. Nicht überraschend. Und zu Recht.

Nicht nur, dass die ganze Tour höchst entbehrlich war, weil eine Art Nebenregierung in Turnschuhen den Gipfelsieg wollte, hat das peinliche Nicht-Ergebnis vom Montag in Sachen Kompromisssuche für die Abschaffung der Zweidrittelmehrheit für Schulgesetze auch sein Gutes. Es hat den zuständigen Ort für Politik und Gesetzesproduktion wieder klar ausgewiesen - für alle, die das vor lauter Herumtaktieren und -lavieren nicht mehr parat haben sollten: Es ist noch immer das Parlament und nicht ein Frühstückstisch im Kanzleramt. Und schon gar nicht unter Hereinnahme eines Kirchenvertreters. Das war der Sündenfall der SPÖ, die meinte, der Regierung durch das Doppel mit Schönborn eins auswischen zu können. Und die ÖVP nutzte die Chance, den Kardinal für sich zu vereinnahmen. Dabei haben sich alle - Regierung, SPÖ und Kardinal - in eine Sackgasse manövriert. Und die Schulgesetze modern weiter vor sich hin. (DER STANDARD-Printausgabe, 3.5.2005)