Kollegen oder Konkurrenten? Wenn es um das Verhältnis von Fachhochschulen und Universitäten geht, triften die Meinungen darüber, ob die beiden Hochschulmodelle einander Konkurrenz sind, oder gemeinsam eine geglückte Ergänzung bilden, rasch auseinander.

Forschungsgeleitete Lehre an den Universitäten auf der einen Seite versus praxisbezogene Ausbildung auf Hochschulniveau in der Abteilung Fachhochschule - unterschiedliche Zugänge, die mitunter ein befruchtendes Zusammenspiel bilden können. Oder auch den Konkurrenzdruck bei der jeweils anderen Institution erhöhen.

Wenn Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller an den geplanten FH-Studiengang für Gesundheitsberufe denkt, will sie diesen "primär nicht als direkte Konkurrenz für die Universität" sehen. Vielmehr sei diese Neuerung ein "längst fälliges Upgrading für die bisherigen Akademieausbildungen". Die bislang "traditionell weibliche Berufsausbildung" gewinne damit "endlich akademische Perspektiven". Und auch als Standortfaktor sei das Potenzial der FHs gewaltig: Damit finden, sagt Burgstaller, auch Klein- und Mittelbetriebe besser Anschluss an die universitäre Forschung.

Wissenstransfer

Den positiven Einfluss der FHs auf die Regionalentwicklung betonen vor allem jene Landeshauptleute, die vor deren Ansiedelung keine Hochschulstadt in ihrer Region hatten. Vorarlbergs Landeschef Herbert Sausgruber betont vor allem den "Wissenstransfer", der zwischen Wirtschaft und Hochschule stattfindet. Zudem: "Das Umfeld der FH zieht auch andere Einrichtungen an. Es gibt bereits erste Überlegungen zur Weiterentwicklung des FH-Areals zu einem Campus", freut sich Sausgruber.

Für seinen burgenländischen Kollegen, Landeshauptmann Hans Niessl, sind die elf FH-Studiengänge im Land besonders aufgrund des Status "Grenzregion" wichtig. Denn nur über Innovationen sei man wettbewerbsfähig und könne neue Märkte erreichen. Eine Ansicht, die auch der Niederösterreichische Landeschef Erwin Pröll teilt. Er verweist in dem Zusammenhang auf das Krebsforschungszentrum Medaustron, dessen Ansiedlung laut Pröll ohne die bereits vorhandene FH-Infrastruktur in Wiener Neustadt nicht möglich gewesen wäre.

Dass Fachhochschulen dort, wo sie gemeinsam mit Universitäten um Studierendenzahlen buhlen, in einem "gewissen Konkurrenzverhältnis" stehen, bestätigt der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider im Standard-Gespräch: "Die Universitäten haben hier insofern reagiert, als sie im Bereich der Praxis nachgezogen sind und verstärkt Praxisworkshops anbieten." Ein positiver Trend, der sich seiner Meinung nach noch weiter verstärken wird.

"Belebendes" Duo

Österreichweit standen den 194.736 Universitätsstudenten im Studienjahr 2001/2002 ganze 14.338 FH-Studierende gegenüber. Landeshauptmann Michael Häupl beherbergt alleine an den Wiener Unis rund 112.000 Studierende und 4000 Fachhochschüler.

Geht es nach Oberösterreichs Josef Pühringer, ist diese Konkurrenz zwischen den Hochschulen durchaus "belebend". Es dürfe im Nebeneinander von Unis und Fachhochschulen aber "nicht zu Doppelangeboten, Doppelverwaltungen und damit doppelten Kosten kommen", sagt Pühringer und wünscht sich eine noch bessere Abstimmung der Angebote an die Studierenden.

Für Waltraud Klasnic, Landeshauptmann der Steiermark, stellt die Koexistenz von Fachhochschulen und Universitäten eine wünschenswerte Basis dar, um sich gemeinsam in "befruchtender Kooperation" wissenschaftlich zu profilieren. Eine Sichtweise, der sich auch Tirols Landeschef Herwig van Staa anschließt: Fachhochschulen sind für ihn "eine hervorragende Ergänzung zur universitären Ausbildung". Ihre Bedeutung wachse mit Anstieg der Studentenzahlen. Van Staa, selbst Institutsleiter des Instituts für Alpenländische Land- und Forstwirtschaft an der Uni Innsbruck: "Es freut mich, dass die Absolventen der FHs in der Wirtschaft gesuchte Fachkräfte sind." (kmo/DER STANDARD-Priantausgabe, 7.5.2005))