Wien - Nach Ansicht des früheren langjährigen FPÖ-Obmannes Friedrich Peter hat die "freiheitliche Sache" vielleicht noch eine kleine Chance. Dafür müssten sich aber BZÖ-Chef Jörg Haider und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache die Hand zum Miteinander reichen, betonte er am Dienstagabend im Liberalen Klub. Strache und Haider hätten die Suppe eingebrockt, sie müssen sie auch auslöffeln.

Wenn sie diese Kraft aufbrächten, dann hätte die freiheitliche Sache vielleicht noch eine Chance, glaubt Peter. Diese Einsicht müsse bei den zwei Hauptkontrahenten geschaffen werden. Er verwies darauf, dass sich die VdU - die Vorgängerorganisation der FPÖ - vor 50 Jahren in einer ähnlich schwierigen Situation befunden habe. Peter schlug vor, dass Haider und Strache gemeinsam mit den zwei noch intakten Landesorganisationen in Vorarlberg und Oberösterreich bzw. deren Obmännern - Dieter Egger und Günther Steinkellner - eine Integrationsplattform gründen sollten. "Und darüber setzen wir eine Sanktionsinstanz."

Kritik an Stadler

Heftige Kritik übte Peter an Volksanwalt Ewald Stadler. Als Treuhänder der Knittelfelder Delegierten-Stimmen könne er nicht auch Volksanwalt sein. Ein solcher sollte eigentlich überparteilich agieren. Man habe viele aus der FPÖ ausgeschlossen, aber offenbar den vergessen, den man eigentlich ausschließen sollte, so Peter. Mit Stadler habe der Absturz der FPÖ begonnen. Ob man das noch retten könne, sei dahingestellt.

Ungeschoren kam aber auch der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider nicht davon. Ab 1983 habe Haider den innerparteilichen Kampf gegen den damaligen FPÖ-Chef Norbert Steger aufgenommen, "immer verbunden mit parteischädigendem Verhalten". Der jetzige BZÖ-Chef habe immer viel Kraft für den Kampf nach innen und weniger nach außen aufgewandt.

Die Situation habe sich dann so zugespitzt, dass für den 19. März 1985 eine Sitzung mit dem Antrag auf Ausschluss Haiders angesetzt gewesen sei. "Aber der der angeklagt war, hat wieder einmal nicht den Mut gehabt zu erscheinen." Und so habe es lediglich eine Verwarnung gegeben.

"Verantwortunglos"

Der Haider-Sager über die "ordentliche Beschäftigungspolitik" war für Peter nicht Schlamperei, sondern "verantwortungslos, wie er mit dem Nationalsozialismus umgegangen ist". Als Haider 1992 dann "die Europafahne eingeholt hat", hat Peter seine politische Heimat verloren, erzählt er. Bis dahin sei die FPÖ die Europapartei gewesen, erklärte der 83-Jährige.

Mitverantwortlich für den "Höhenflug Haiders" sind nach Ansicht von Peter auch "strategische Fehler" des früheren Bundeskanzlers Franz Vranitzky. Der Führungswechsel in Innsbruck habe Vranitzky die Möglichkeit gegeben, die FPÖ formlos aus der Regierung zu bekommen. Die folgende Ausgrenzung der FPÖ habe der SPÖ von Wahl zu Wahl mehr Stimmen gekostet und Haider über 900.000 Stimmen gebracht.

Peters Vortrag im Liberalen Klub war als Lebensrückblick angelegt. Seine Erinnerungen reichten vom Tag seiner Einschulung bis zu seinen Austritt aus der FPÖ 1992. Über seine Zeit in der Waffen-SS in den Jahren 1941 bis 1945 gab es nichts zu hören. "Darüber wurde 30 Jahre geschrieben. Darauf muss ich nicht eingehen", so Peter. (APA)