Türken und Österreicher leben in Vorarlberg in verschiedenen Welten. Wenn es eine Schnittstelle der beiden meist separierten Bevölkerungsteile gibt, dann ist dies die Gastronomie. Doch bitte: Das Primat des Österreichischen gilt auch hier, Kebab hin, Knoblauchsoße her. Was ist dieses spezifisch Österreichische in der Ess- und sonstigen Kultur? Diese Frage stellt Autor Andreas Staudinger in das Zentrum seines neuen Stückes Schlachtfest , das heute durch das Aktionstheater Ensemble in Bregenz uraufgeführt wird. Regisseur Martin Gruber führt auf der Bühne 16 türkische Kellnerinnen und Kellner, eine Blasmusikkapelle, einen deutschen Gourmet, einen türkischen Gastronomen, seine österreichische Frau und einen Tourismusbeauftragten zusammen. Die Kellner treten in einem obskuren Prüfungsverfahren mit österreichischen Höflichkeitsfloskeln, Bierkrügen und Unterwerfungsgesten gegeneinander an. Dem Gewinner winken Job und Aufenthaltserlaubnis! Den historischen Bezug zu den nationalkulinarischen Auseinandersetzungen bietet die Wiener Türkenbelagerung von 1683, deren Auswirkungen das kollektive Unterbewusstsein bis heute prägten, meint Dramaturg Martin Ojster. Das Essen dient als symbolträchtiger Aufhänger, um die schwelenden Konflikte zu verdeutlichen. Geplant ist, das Stück im Herbst auch in Wien und in Istanbul aufzuführen. (mh/DER STANDARD, Printausgabe, 24.05.2005)