Foto: Standard

Abgesehen davon, dass früher alles besser war, ist die Versorgung der Hauptstadt mit brauchbaren Grills zu vergessen. Seit das legendäre Dubrovnik nur noch als aufgedonnerter Schatten seiner selbst dahinsiecht und im Beograd in der Schikanedergasse das Feuer erloschen ist, brennt selbst das legendäre Hunnenschwert nicht mehr. Balkanesen von Rang beißen in stiller Resignation seit Jahren nur noch in Selbstgegrilltes.

Dabei hat in der Märzstraße, in unmittelbarer Gürtel-Nähe, seit über einem Jahr ein Tempel eröffnet, der den Säulenheiligen südöstlicher Grillkultur geweiht ist. Das Galaxie gehört dem Bosnier Sibo Kahrovic, woraus folgt, dass Cevapcici und Pljeskavica aus reinem Rindfleisch geformt werden. Geöffnet ist durchgehend von neun bis vier Uhr früh an jedem Tag der Woche - wahrlich metropolitane Uhrzeiten. Das Interieur, mit Parkettboden, hübschen Lederstühlen (und Sofas), Wänden aus Naturstein und freigelegten Monarchie-Ziegeln, verblüfft durch guten Geschmack. Herz des Lokals aber ist der gut sechs Meter lange Grill mit vorgelagerter Fleischvitrine, wo ein Mann namens Dajo das Regiment führt.

Dajo, der aussieht wie eine Furcht erregende Mischung aus Jean Genet und Bond-Bösewicht, grillt Fleisch zur Perfektion - neben den faschierten Verdächtigen auch Kalbskoteletts, Spieße von Kalb und Pute, hausgemachte Sudjukice-Würstel und frisches Kalbsbries. Dass auf Lamm ganz verzichtet wird, verwundert. Bei den Beilagen gibt es vor den Pommes kein Entrinnen, dafür sind sie in frischem Öl frittiert und passen hervorragend zu Ajvar und Kajmak, den essenziellen Begleitern jeder balkanischen Mahlzeit. Der köstliche Gatsch aus ofengebratenen Paprika und Melanzani ist hausgemacht, der Rahmfrischkäse wird mehrmals die Woche aus Bosnien geliefert. Die Pfefferoni landen, mit Knoblauch und Rosmarin gewürzt, ebenfalls kurz auf dem Grill, was ihnen gut tut.

Als Vorspeise schmeckt die mollige Kuttelsuppe; der roh geräucherte Prsut, Rinderschinken aus Sarajevo, macht in seiner Wildheit richtig Spaß. Auf den Flatscreens läuft Sport, und auch sonst gibt es keine bösen Überraschungen. Außer, dass balkanische Kellner heute kaum noch Krummbärte vor sich her tragen. (corti/Der Standard/rondo/03/06/2005)