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Susi Nicoletti wurde 86 Jahre alt

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Susi Nicoletti als 'Sheila Broadbent' in: 'Junger Herr für Jenny' von William Douglas Home Premiere 30.04.1957 im Akademietheater

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Wien - Kammerschauspielerin Susi Nicoletti ist tot. Die "Grande Dame" der heimischen Schauspielkunst starb Sonntagmittag im Alter von 86 Jahren im Wiener AKH nach einer Herzoperation.

Noch im Jänner dieses Jahres war Susi Nicoletti vom Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen worden - mit der Begründung: "Sie vermitteln die Kultur des Wiener Theaters wie kaum andere." Zuletzt konnte sie ihre Lehrtätigkeit am Max-Reinhardt-Seminar allerdings aus Gesundheitsgründen nicht mehr ausüben. Auch ihre letzte geplante Bühnenrolle in den Wiener Kammerspielen hatte Susi Nicoletti im Februar des Vorjahres kurz vor der Premiere aus gesundheitlichen Gründen abgeben müssen. Sie hinterlässt einen Sohn und eine Tochter, die in den USA leben, sowie vier Enkel und vier Urenkel.

Erste Reaktionen

Die ersten Reaktionen auf den Tod der Bühnen-Doyenne waren von tiefer Betroffenheit geprägt. "Sie wird dem Burgtheater und allen Theatern, auf denen sie aufgetreten ist, fehlen. Und sie wird mir fehlen", sagte Kunststaatssekretär Franz Morak, den die Nachricht auf dem Geburtagsfest für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erreichte. Morak beschrieb Nicoletti als "bedeutende Lehrerin, Schauspielerin, Kontakterin, Entdeckerin neuer Talente und Förderin von jungen Menschen". Auf der Bühne sei sie für ihre Kollegen eine vorbildhafte Persönlichkeit gewesen, ihre Zuwendung gegenüber ihren Schauspielkollegen sei legendär gewesen "so wie sie selbst eine Legende war."

Bildungs- und Kulturministerin Elisabeth Gehrer drückte ebenfalls ihr tiefes Bedauern über den Tod Nicolettis aus: "Sie war für viele Generationen von Studenten ein großes Vorbild und eine Lehrerin." Ihr Tod sei ein großer Verlust, sagte die Ministerin.

"Ich hatte die Ehre und auch das unvergessliche Erlebnis mit ihr öfter zusammenspielen zu dürfen", sagte der Direktor des Theaters in der Josefstaft, Helmut Lohner, "und es ist ein Verlust nicht nur für das österreichische und Wiener Theater, sondern für das Theater schlechthin. Was mich ganz persönlich betrifft, ich werde sie nicht vergessen."

1918 in München geboren

Geboren am 3. September 1918 in München, als Tochter der Schauspielerin Consuela Nicoletti und des Reedereidirektors Ernst Habersack, übersiedelte Susi Nicoletti im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern nach Amsterdam, wo sie bis 1927 lebte. Wieder zurück in München erhielt das Mädchen Tanzunterricht und besuchte so oft wie möglich das Theater. Bereits im Alter von 13 Jahren bestritt sie ihre ersten öffentlichen Auftritte: Sie tanzte kleine Rollen in Kindermärchen der Münchner Kammerspiele. Mit 15 Jahren erhielt Nicoletti einen Jahresvertrag als Solotänzerin an der "Münchner Opernbühne".

Kam 1940 ans Burgtheater

Zum Sprechtheater kam Nicoletti, als sie sich im selben Jahr der Kabarett-Gruppe "Die Weißblaue Drehorgel" anschloss und im Münchner Residenztheater statierte. Ein Jahr später besuchte sie die Schauspielschule von Magda Lina im Maximilianeum der bayerischen Hauptstadt. Es folgten mehrere Engagements an deutschen Bühnen, bevor die Mimin 1940 nach Wien ans Burgtheater kam. Dort debütierte sie in Hermann Bahrs "Der Franzl" als Partnerin von Paul Hörbiger. Neben ihren zahlreichen Bühnenrollen (allein an der Burg waren es an die hundert) drehte sie seit 1939 immer wieder Filme, insgesamt mehr als 90 (darunter "Hallo Dienstmann" oder "Mariandl") - denn "Nicht alles war Theater", wie sie ihre 1997 veröffentlichten Erinnerungen nannte.

Am Burgtheater (wo sie Ehrenmitglied des Hauses war) und bei den Salzburger Festspielen (Debüt 1946 als Smeraldina in Goldonis "Diener zweier Herren") profilierte sich Nicoletti vom "Mädel" zur feinen Dame, wie etwa zur Marchesa (Pirandellos "Heinrich IV."). Im Laufe ihrer Karriere spielte sie mit vielen Großen des zeitgenössischen Theaters und Films.

Tanz- und Schauspiellehrerin

Daneben hat die in zweiter Ehe mit Burg- und Josefstadt-Direktor Ernst Haeussermann (1916-1984) verheiratet gewesene Künstlerin auch als Tanz- und Schauspiellehrerin nachhaltigen Einfluss auf das heimische Bühnenleben genommen. Als ordentliche Professorin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars (seit 1954) unterrichtete sie über 800 Schüler, darunter Heidelinde Weis, Ute Lemper, Albert Fortell oder den heutigen Burgtheater-Direktor Klaus Bachler.

Lorbeeren

Nicoletti wurde für ihr Schaffen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse", der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold", dem "Nestroy Ring", der Lebenswerk-"Romy" oder einem "Undine-Award" für ihr Lebenswerk als Nachwuchsförderin.

"Ich hatte närrisches Glück im Leben"

"Ich hatte närrisches Glück im Leben, denn ich hatte immer Menschen um mich, die etwas erreichen wollten", hatte Nicoletti in einem APA-Interview zu ihrem 85er gesagt. Sie selbst habe "ja ständig was zu tun. (...) Ich liebe das Theater. Manchmal sitze ich im Theater und vergesse, wo ich bin, weil ich so mitlebe." Und auf den Tod angesprochen, antwortete sie damals ganz trocken: "Den Tod fürchte ich nicht." (APA)